Ein ABC der kreativen Gemeindearbeit
Kirche und Pfarrgemeinde kann auch heute attraktiv und lebendig sein und viele Leute ansprechen. Das wird in der Pfarrei Christkönig in München-Nymphenburg in verschiedenen Initiativen und Projekten immer wieder erlebbar und erfahrbar. Die Projekte gibt es inzwischen auch in Buchform. Gemeinsam mit dem Don Bosco Verlag ist ein Büchlein mit dem Titel „Im Aufwind. Ein ABC der kreativen Gemeindearbeit“ entstanden. Gemeinde creativ stellt hier einige Erfolgsrezepte vor.
Wir haben mit jedem Buchstaben des Alphabetes ein Projekt oder eine Aktion der Pfarrei beschrieben. Mit einer zeitgemäßen Sprache, mit Bildern und Symbolen und dem Engagement vieler Ehrenamtlicher sind nicht nur die Gottesdienste gut besucht, sondern ist auch ein lebendiges Gemeindeleben möglich. Viele Ideen und Vorschläge zu den einzelnen Buchstaben sind leicht umzusetzen. Die meisten ohne großen Zeitaufwand, andere mit etwas Vorlauf, dafür mit einer noch größeren Nachhaltigkeit. Doch nwichtiger als die vielen Tipps sind der rote Faden und der Grundgedanke des Büchleins:
Es ist ein ABC
- das Leichtigkeit und Freude am Glauben vermittelt
- das viele praktische Anregungen enthält, die einfach umzusetzen sind
- das Menschen miteinander in Kontakt bringt und Begegnung ermöglicht
- das unseren Glauben zum Ausdruck bringt und lebendig werden lässt
- mit vielen Ideen, die beflügeln und frischen Wind ins Pfarreileben bringen.
Die Kirche braucht heute in besonderer Weise Aufwind und Visionen für die Herausforderungen der Zukunft. Die Pfarrgemeinden brauchen Rückenwind und Unterstützung für ihr Engagement. Die Seelsorger und Ehrenamtlichen brauchen bei Gegenwind und Kleingeisterei Durchhaltevermögen und Vertrauen. Wir alle brauchen Vertrauen und einen festen Glauben, dass wir nicht allein im Boot sitzen, wie wir im Markusevangelium von der Erzählung „Der Sturm auf dem See“ (Mk 4,35-41) lernen können.
A wie Adventstür
Passend zum Kirchenlied „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ wird eine Tür gut sichtbar als ein stiller Begleiter durch die Adventszeit in der Kirche oder einem anderen passenden Ort aufgestellt. Die Tür symbolisiert den neuen Wegabschnitt im Kirchenjahr und kann als Anregung für die persönliche Vorbereitung auf das Weihnachtsfest genutzt werden. Eine offene Tür steht für Willkommen-sein und Zugang-haben, für Neugier und Erwartung, sie bietet eine andere Sicht und einen neuen Blickwinkel. Eine verschlossene Tür dagegen steht für Ausgrenzung und auch für mögliche vertane Chancen.
Viele Geschichten und biblische Texte lassen sich mit einer Tür als Symbol auf ganz andere Weise erzählen und erhalten durch den konkreten Gegenstand einen direkten Bezug zum Leben. Die „Herbergssuche“ in der Weihnachtserzählung ist dafür wohl das beste Beispiel. Auch der Hinweis auf die Adventskalender mit den 24 Türchen kann für die Kinder eine schöne Brücke sein, den eigentlichen Sinn über die Freude an der Schokolade hinaus zu entdecken.
B wie Babycafé

Das Baby-Café ist ein Ort zum Singen, Spielen, Lachen und Toben – aber auch um über den Glauben ins Gespräch zu kommen.
Ein Ort zum Singen, Spielen, Lachen, Toben – aber auch um das Leben ins Gebet zu nehmen und gleichzeitig zu vermitteln: Du bist in der Gemeinde schon von klein an willkommen. Einmal in der Woche sind alle Eltern mit Kleinkindern zu einem offenen Treffen in den Pfarrsaal eingeladen. Das Babycafé wird mit Liedern, Spielen und einer Vorstellung aller Anwesenden eröffnet. Ein Austausch untereinander kommt meistens ganz allein in Gang. Neben vielen persönlichen Tipps (vom guten Kinderarzt bis zum Kleiderbazar) geht es um Erziehungsfragen und das Kennenlernen. Im Rahmen des Babycafés haben auch andere Fragestellungen und Themen einen guten Platz: Wie kann man das Kirchenjahr mit Kindern feiern? Was bedeutet Taufe und wie bereitet man sie vor?
D wie „Der besondere Stuhl“
Zusammen mit einer Gruppe der Pfarrei wird ein Stuhl gebaut und in besonderer Weise gestaltet. Bei einem Gottesdienst oder einer anderen Aktion wird er als „Berufungsstuhl“ vorgestellt. Dabei wird betont, dass jeder einen bestimmten Platz im Leben hat. Der Stuhl erinnert so an die Fragen: Wo gehöre ich hin? Wo bin ich willkommen? Diese Fragen bekommen eine noch bessere Wirkung, wenn bei der Vorstellung der Stuhl auch benutzt wird. Diese Fragen können in einem zweiten Schritt auch anders formuliert werden: Was ist meine Berufung? Was hat Gott mit meinem Leben vor? Mit diesem alltäglichen Symbol soll jeder erinnert werden, dass er eine Berufung hat, die sich nicht unbedingt mit dem Beruf decken muss. So gesehen ist dieser Stuhl auch ein großes „Geschenk“, denn er lädt uns ein, die eigene Würde und Einmaligkeit neu zu entdecken und sie für andere, für die Gesellschaft und für die Gemeinschaft der Kirche einzubringen.
F wie Fahrradsegnung
Die ganze Pfarrgemeinde ist eingeladen im Frühling mit dem Fahrrad zur Kirche zu kommen. Die Fahrräder werden am Kirchplatz oder Innenhof abgestellt. Nach dem Gottesdienst versammeln sich dort alle zur Fahrradsegnung, um die Fahrradsaison offiziell zu eröffnen und um den persönlichen Schutz und die Freude an der Schöpfung zu bitten – und um ein kleines Zeichen der ökologischen Verantwortung zu setzen. Kleinere Kinder können auch mit anderen Fahrzeugen (Bobby Car, Roller, Lauffahrräder, Anhänger) kommen. Schon im Gottesdienst kann man für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung werben. Mit Hilfe eines „ökologischen Fußabdruckes“ könnte man zusätzlich auf anschauliche Weise verdeutlichen, wie sich unser Lebensstil zu den Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, verhält.
R wie Rosen-Kreuzweg
Fastenzeit ist Kreuzwegzeit. Einen besonderen Akzent bekommt der gemeinsam gebetete Kreuzweg, wenn die einzelnen Stationen mit einer roten Rose geschmückt werden.
Zu Beginn des Kreuzweges wird die Symbolik der Rose erklärt. Beim gemeinsamen Weg wird eine Rose an jedes Kreuzwegbild angebracht. Die Geste wirkt ohne große weitere Worte und Erklärungen.
T wie Taufsocken
Als kleinen Willkommensgruß der Pfarrgemeinde bekommt jede Tauffamilie am Ende der Tauffeier ein paar selbstgestrickte Socken zusammen mit einem passenden Segensgebet geschenkt.
Die Socken sollen an den Wunsch erinnern, dass die Kinder behütet sein sollen und dass ihr Leben – wie es die Farben der Socken andeuten – bunt und vielfältig wird.
V wie „Vater-unser-Projekt“

Beim Vater-unser-Projekt sind Plakate entstanden, die nun auf Schautafeln durch die Gemeinde wandern.
Auf zehn verschiedenen Leinwänden werden einzelne Sätze aus dem „Vater unser“ mit Farbe geschrieben. Verschiedene Schulklassen oder Gruppen in der Pfarrei werden eingeladen, sich mit einem ausgewählten Satz zu beschäftigen und sich gemeinsam zu überlegen, wie dieser in die heutige Zeit übertragen werden kann.
Die Kinder und Jugendlichen sollen dabei im Austausch verschiedene Aspekte des Verses kennenlernen, eigene Erfahrungen einbringen und erste Ideen und Vorschläge sammeln, was dieser Abschnitt für sie ganz persönlich bedeuten könnte. Unsere schönen Stelen sind bereits „auf Wanderschaft“ gegangen. Zurzeit hängen sie in einem Krankenhaus und erinnern dort die Patienten, dass wir an sie denken und für sie beten.
Z wie Zeitungs-Fürbitten
Die Grundgedanken für die Fürbitten werden aus Überschriften, Schlagzeilen und kurzen Textpassagen einer aktuellen Zeitung ausgewählt. Die verschiedenen Bereiche einer Zeitung können dabei berücksichtig und auch kurz genannt werden, um den Bezug zum Leben und zum Alltag der Menschen zu betonen. Die Zeitungsnachricht wird durch einen frei formulierten kurzen Fürbittsatz ergänzt. Ungewöhnliche Texte und Formulierungen erhöhen zudem die Aufmerksamkeit und können verdeutlichen, dass „alles“ im Gebet seinen Platz haben kann. Beim Gottesdienst wird die jeweilige Schlagzeile direkt aus der Zeitung vorgelesen. So kann ich „das ganze Leben ins Gebet nehmen“, stellvertretend für andere beten und nebenbei dazu anregen, dass man auch beim Zeitungslesen beten kann.
Buchtipp
Kirche und Pfarrgemeinde können auch heute attraktiv und lebendig sein und viele Leute ansprechen. Das wird in der Pfarrei Christkönig in München-Nymphenburg in verschiedenen Initiativen und Projekten immer wieder erlebbar und erfahrbar. Diakon Alexander Reischl hat einige dieser „Erfolgsrezepte“ nun in einem Buch beschrieben. Es trägt den passenden Titel „Im Aufwind. Ein ABC der kreativen Gemeindearbeit“.
„Im Aufwind. Ein ABC der kreativen Gemeindearbeit“, 80 Seiten, broschiert. Don Bosco Verlag, 16,95 Euro.
Fotos: Alexander Reischl