Kirchliches Engagement hat viele Gesichter
Willi Breher (59 Jahre) ist Landesgeschäftsführer des Kolpingwerkes in Bayern. Neben seinen zahlreichen beruflichen Aufgaben in der Verbandsleitung liegen dem diplomierten Religionspädagogen besonders die kirchliche Jugend- und Erwachsenenbildung und als Vorstand einer Familienferienstätte im Rupertiwinkel die Unterstützung und Förderung der gemeinnützigen Familienerholung und Familienbildung am Herzen. Darüber hinaus ist er in den Selbstverwaltungsgremien der Deutschen Sozialversicherung als gewählter Versichertenvertreter ehrenamtlich tätig.
Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich?
Ohne Ehrenamt keine Gesellschaft, zumindest keine solche die ich uns allen wünschen möchte. „Wer die Menschen gewinnen will, muss sein Herz zum Pfand geben!“ – dieses Zitat von Adolph Kolping sollte zwar auch für ein hauptberufliches Engagement gelten, im Ehrenamt nimmt es häufig deutlichere Gestalt an. Nicht alles kann mit Heller und Pfennig im Zusammenleben der Menschen geregelt und organisiert werden. Aber auch nicht alle Talente sind im Beruf lebbar und einsetzbar.
Wie sind Sie zum freiwilligen Engagement gekommen?
Klassische katholische Laufbahn: Ministrant, Gruppenleiter in der Katholischen Jugend, Zeltlager, Theaterbühne und Musik, Kolpingsfamilie. Letztlich führte das freiwillige Engagement auch in meine heutige Aufgabe über viele Stationen der gesellschaftlichen und kirchlichen Sozialisation. Mit der Wahl in den ehrenamtlichen Verwaltungsrat einer Krankenkasse bis hin zum Spitzenverband der Krankenkasse auf Bundesebene als Vertreter der Arbeitsgemeinschaft christlicher Arbeitnehmerorganisationen hat dieses Engagement vor mehr als zehn Jahren eine neue und sozialpolitische Dimension erreicht.
Was beschäftigt Sie im Moment?
Die derzeitige Pandemie, der wir alle ausgesetzt sind, beschäftigt mich auf allen Ebenen. Wie kann auch mit Hilfe digitaler Möglichkeiten der gesellschaftliche Zusammenhalt bewahrt und gestärkt werden? Wie kann Vereinsleben fortgesetzt und Vergesellschaftung unter neuen Herausforderungen stattfinden? Wie können unsere sozialen Sicherungssysteme die finanziellen Belastungen solidarisch tragen und wie können unsere gemeinnützigen Einrichtungen wie zum Beispiel Jugendwohnheime, Familienferienstätten, Bildungs- und Kulturstätten für verschiedenste Zielgruppen diese Krise bewältigen?
Was wollen Sie bewegen?
Mitmachen dabei, dass Kirche die Menschen herausruft und anspricht. Ecclesia in ihrer ursprünglichen Wortbedeutung und den mit ihr verbundenen Grundvollzügen braucht viele „Coaches“. Ich sehe mich da als Kolpingmann schon vom Schwerpunkt her gut im Vollzug der Koinonia aufgehoben und kann letztlich wieder nur unseren Verbandsgründer Adolph Kolping zitieren: „Froh und glücklich machen, trösten und erfreuen ist im Grunde doch das Beste, was der Mensch auf dieser Welt ausrichten kann.“
Kirchliches Engagement hat Zukunft, weil…
…die Menschen im Grunde ihres Herzens Gott- und Sinnsucher sind. Eine einladende und aufsuchende Kirche hat Zukunft und da sind gerade kirchliche Verbände und Pfarrgemeinden herausgefordert, diese Haltung auszustrahlen und spürbar zu machen: „Dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt!“ (Alfred Delp)
Titelfoto: Kolping