„Selig, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, denn sie werden gesättigt werden“ (Mt 5,6) – ist diese Forderung schon im Alltag schwer nachzuvollziehen, so stellt sich die Frage, ob dies wenigstens im Sport der Fall ist. Soll doch der Sport – für die meisten als Freizeitbetätigung – erfreuen, entspannen, begeistern. Und da ist es doch Voraussetzung, dass es gerecht zugeht. Denn niemand will benachteiligt oder gar betrogen werden.
Kaum ist jedoch diese Frage gestellt, stehen demgegenüber andere Maxime des Sports: Sieg, Leistung, Meisterschaft.
Entscheidend ist nun die Frage, ob sich beide Erwartungen miteinander vereinbaren lassen oder unversöhnlich entgegenstehen. Denn jeder Schiedsrichter, gleich welcher Sportart, wird bestätigen können, dass seinem Bemühen um Gerechtigkeit, Fairness, gegenseitiger Achtung, die Erwartungen der Sportler gegenüberstehen, die durch ihren Siegeswillen oft eine verzerrte Wahrnehmung haben.
Und die Rolle des Glaubens? Es wäre zu naiv zu glauben, dass Forderungen und Impulse, die vom Glauben ausgehen, sich unmittelbar auf den Sport auswirken würden. Diese Rolle hat der Glaube in unserer Gesellschaft nicht. Und manche Forderungen, die der Glaube erhebt, beispielsweise Geschwisterlichkeit, Verzicht auf Gewalt, Zurückstellung der eigenen Bedürfnisse, dürften eher müde belächelt werden.
Und doch: vielleicht hilft hier ein Zitat des englischen Schriftstellers Samuel Butler: „Mit Glauben allein kann man sehr wenig tun, aber ohne ihn gar nichts.“
Denn tatsächlich bietet der Glaube Hilfestellungen an, die auch für den modernen Sportler förderlich sind. Denn die Forderungen Jesu nach einem erfüllten Leben betreffen letztendlich jeden Menschen. Wer möchte schon leer und ausgebrannt sein? Genauso greifen hier die Worte des Matthäusevangeliums: „Recht, Barmherzigkeit und Treue. Man muss das eine tun, ohne das andere zu lassen.“ (Mt 23,23)
Besonders im Fußball gelten Recht und Barmherzigkeit wenig – zumindest wenn es nicht um den eigenen Vorteil geht. Und Treue? Der Trainer, dem heute noch Treue versprochen wird, ist vielleicht morgen schon entlassen.
Bemerkenswert scheint das Motto des europäischen Fußballverbandes: Respect. Und tatsächlich kommen hier sportliche Aspekte und glaubensmäßige Inhalte zusammen. Denn von der lateinischen Herkunft des Wortes lässt sich ableiten, dass derjenige Respekt hat, der nicht einfach weitergeht, der nicht einfach weitermacht, ohne Rücksicht auf Verluste. Respekt hat vielmehr der, der auch mal stehen bleibt und zurückschaut, wie es dem anderen geht. Eine interessante Parallele zum Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10,25-37).
Glaube und Sport: das ist keine Symbiose – aber eine sinnvolle Ergänzung.
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