In Nachbarschaftshilfen können sich Jung und Alt gegenseitig unterstützen, auch wenn sie nicht miteinander verwandt sind. Im Rahmen solcher Hilfsprojekte werden Hilfesuchende und freiwillige Helfer schnell und unkompliziert zusammengebracht. Besonders in den vergangenen Wochen der Coronakrise hatten Nachbarschaftshilfen Hochkonjunktur.
Viele Menschen schließen sich über Vereine oder über soziale Netzwerke zusammen, um vor allem Senioren oder Menschen mit Vorerkrankung, die während der Corona-Krise ihre Wohnung nicht verlassen können, zu helfen. Für die freiwilligen Helfer bieten sich dabei verschiedene Möglichkeiten an, aktiv zu werden. Egal, ob einkaufen gehen oder den Hund Gassi führen – damit schützen sie diese gefährdeten Personengruppen vor dem Virus. Neben der Unterstützung in solch einer Krisensituation wird durch das zwanglose Geben und Nehmen unter anderem für Solidarität gesorgt und das Gemeinschaftsgefühl gestärkt. Während sich junge Menschen für die älteren Generationen einsetzen, haben viele Senioren wegen der Corona-Pandemie keine Möglichkeit mehr, den Gedanken des Mit- und Füreinanders mithilfe ihres sozialen Engagements zu verwirklichen. Besonders nach einem Schicksalsschlag spielt es für manche eine wichtige Rolle, um wieder Sinn in ihrem Leben zu finden.
Jede Generation hilft der anderen
So erging es auch der 76-jährigen Heidemarie Wuttke aus Lauf an der Pegnitz. In ihrer Freizeit hilft die engagierte Seniorin schon seit acht Jahren Kindern und Jugendlichen mit Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfestunden. Kurz nach dem Tod ihres Mannes wusste sie, dass sie einen Weg aus der Einsamkeit finden musste und etwas Sinnvolles tun wollte. Als Dolmetscherin hatte sie schon immer eine große Leidenschaft für Sprachen. Heidemarie Wuttke wandte sich an den Caritasverband – und die hatten gleich eine Stelle für sie zur Hand. Seitdem hat sie drei- bis viermal pro Woche überwiegend Jugendlichen mit Migrationshintergrund Nachhilfe in Deutsch gegeben. Ihr größter Erfolg, von dem sie stolz erzählt, war die jahrelange Begleitung eines vietnamesischen Nachhilfeschülers mit sprachlichen Schwächen. Diesem konnte die Seniorin am Ende zu einem sehr guten Abiturschnitt verhelfen. Was sie am meisten motiviert, ist das Gefühl, Gutes zu bewirken. „Ich will dort Hilfe leisten, wo sie benötigt wird und am besten so lange wie möglich“, sagt die 76-Jährige. Neben dem Zusammenkommen mit anderen Generationen bereitet es ihr außerdem eine große Freude, etwas über die unterschiedlichen Kulturen ihrer Nachhilfeschüler zu erfahren – so lernen beide Seiten.
Wie auch Heidemarie Wuttke freuen sich viele ältere Menschen über die Hilfsbereitschaft der Jüngeren während der Corona-Krise. Denn die junge Generation stärkt durch ihr Engagement nicht nur den sozialen Zusammenhalt der Generationen, sondern verschafft sich damit ebenso die Gewissheit, etwas Sinnvolles geleistet zu haben.
Titelbild: Einkaufsdienste und andere Hilfen sind nicht nur in der Coronakrise eine gute Sache!
Fotos: Muhadj Adnan