Im gewöhnlich trüben November, der seinem Ruf, Tristesse und deprimierende Stimmung zu verbreiten, nur wenig entgegenzusetzen vermag, ließ im vergangenen Jahr eine Meldung der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) aufhorchen. Der neue interdisziplinäre Masterstudiengang „Perimortale Wissenschaften“ an der Universität Regensburg habe mit 41 Erstsemestern begonnen.
Das klingt anfangs noch nicht wirklich aufregend. Eine eher nüchterne Mitteilung über die Einschreibung von 41 Studierenden ist gewöhnlich nicht der Stoff, aus dem Schlagzeilen gemacht werden. Das Blatt wendet sich unversehens, wenn man sich die Details vornimmt. Geht es doch bei dem Studiengang um alle Begleiterscheinungen rund um das menschliche Sterben (perimortal). Der Studiengang soll wissenschaftlich Tätige aus den Fachbereichen Jura, Medizin, Soziales, Pflege, Ingenieurwesen, Psychologie und Theologie zusammenbringen.
Das Alter der Studierenden hat eine enorme Bandbreite: von 24 bis 70 Jahren haben sich Interessierte in den neuen interdisziplinären Masterstudiengang eingeschrieben. Am Lehrangebot wirkten Theologen, Mediziner und Kulturwissenschaftler der Universität Regensburg sowie Pflegewissenschaftler der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg mit. Ferner würden in der Praxis Tätige aus der Krankenhausseelsorge, aus Hospiz- und Palliativdiensten, dem Bestattungshandwerk und der Trauerbegleitung einbezogen.
Der federführende katholische Moraltheologe und Diakon Rupert Scheule wünscht sich, dass am Ende des Studiums die Absolventen nicht nur Kenntnisse zur Rechtslage rund um den Leichnam vorweisen könnten, sondern auch die „Einstellung zu ihrem eigenen Tod“ geklärt haben. Ergänzt werden soll der Studiengang durch ein Forschungsprojekt zu „perimortaler Kompetenz“, wozu eine wissenschaftliche Vertiefung ethischer Fallberatung bei Entscheidungen am Lebensende zähle.
Dem aus Schwaben stammenden Scheule ist es offensichtlich gelungen, mit dem neuen Studiengang „Perimortale Wissenschaften“ eine wissenschaftliche Marktlücke zu schließen. Anders ließe sich nicht erklären, dass er von dem enormen Interesse regelrecht begeistert ist. Er spricht sogar von einem „euphorischen Start“. Wer bislang vergeblich nach positiven Botschaften im Zusammenhang mit Sterben, Tod und Trauer gesucht hat, wird anscheinend hier fündig. Bleibt nur noch abzuwarten, ob die anfängliche Euphorie bis zum Ende des Studiums und vielleicht sogar bis zum Ende des Lebens anhält.
Titelbild: Jürgen Fälchle / Adobe stock