Sport verbindet, das haben zahlreiche DJK-Vereine bundesweit erkannt und fördern mit unterschiedlichsten Maßnahmen Inklusion und Integration, zum Beispiel von Geflüchteten in den eigenen Sportbetrieb. Hierbei boomt vor allem eine Sportart: Cricket, die zweitgrößte Sportart der Welt direkt nach Fußball.
Cricket zählt in Deutschland immer noch zu den exotischen Sportarten. Die Essener Cricket-Mannschaft der DJK Altendorf 09, in der Geflüchtete ihren geliebten und aus der Heimat vertrauten Sport ausüben können, ging durch die internationale Presse. Berichte gab es unter anderem in Indien, Australien und Irland. Ein echter Glücksfall für den Essener DJK-Verein.
Brian Mantle ist Abteilungsleiter Cricket beim Essener DJK-Verein Altendorf 09 und hauptamtlicher Geschäftsführer des Deutschen Cricket-Verbands. Das Herz des gebürtigen Engländers schlägt für diese Sportart. Als mit den Geflüchteten viele Afghanen nach Essen kamen, nahm Brian Mantle Gespräche mit der DJK Altendorf 09 auf. „Meine beiden Kinder spielen dort Handball und ich kannte den Vorstand. Der Verein war von der ganzen Geschichte begeistert“, erinnert sich Mantle. Die DJK Altendorf 09 wollte etwas für die Geflüchteten tun. Der Grundstein für die neue Cricket-Abteilung wurde gelegt und entwickelte sich zu einem echten Erfolg: „Jetzt haben wir ungefähr 100 Leute, die bei uns trainieren“ so Mantle. Er betreut als Geschäftsführer im Cricket-Dachverband bereits mehr als 400 Projekte.

Cricket hat in Deutschland lange eher ein Schattendasein gefristet. Das ändert sich seit der Ankunft vieler Geflüchteter seit 2015. Um deren Integration zu fördern, wurden viele neue Cricket-Abteilungen gegründet, wie die des DJK-Vereins Altendorf 09, weil die Geflüchteten dieses Spiel aus ihrer Heimat kannten. Seitdem wächst auch hierzulande die Begeisterung für diese Sportart.
Cricket ist hierzulande immer noch eine recht unbekannte Sportart, etwa 230 Mannschaften gibt es in Deutschland. Doch die Beliebtheit wächst und auch andere erkennen das große Potenzial dieser Sportart, Geflüchteten zu helfen, sich hier heimisch zu fühlen. Und es bieten immer mehr DJK-Vereine Cricket an, so wie die DJK Würmtal aus Planegg bei München. Solche Neugründungen von Cricket-Abteilungen will der DJK-Sportverband fördern, indem er eine Kooperation mit dem Cricket-Verband anstrebt. Cricket scheint in der Zusammenarbeit mit Geflüchteten mehr zu sein als einfach nur eine Sportart, die ihnen aus ihrem Heimatland vertraut ist. „Integration fängt meiner Meinung nach an, wenn man glücklich ist. Und mit Sport kann man glücklich sein“, so Brian Mantle. Zwar scheint der Versuch, Integration zu leben, im Alltag mit der Cricket-Mannschaft aus Ermangelung an deutschen Spielern nicht immer einfach zu sein, doch Mantle hat auch hierfür einen Weg gefunden: „Wir sprechen miteinander nur deutsch und versuchen, dass die Jungs diese typischen deutschen Eigenschaften wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit lernen. Das ist sehr, sehr wichtig.“
Doch neben der Suche nach einem geeigneten Trainingsplatz zeichnet die Cricket-Mannschaften der DJK-Vereine noch etwas ganz Anderes aus, denn die sportlichen Ziele stehen im Hintergrund. Es geht um Spaß haben, das Vereinsleben und darum, etwas langsam aufzubauen. Dabei ist die Jugendarbeit sehr wichtig. Der Mensch steht im Mittelpunkt und das ist bei der DJK das Wichtigste.
Teilhabe im Fokus
Im DJK‐Sportverband gilt seit seiner Gründung das Leitbild „Sport um der Menschen willen“ als zentrale Grundorientierung. Die DJK grenzt Teilhabe nicht auf Menschen mit Behinderung ein, sondern versucht, durch ihre Angebote alle Menschen einzubeziehen. Dabei fordert der DJK-Sportverband zusammen mit den DJK Diözesan- und Landesverbänden die DJK‐Vereine auf, sich immer wieder neu zu orientieren und zu öffnen für Menschen mit Behinderung, Benachteiligte und Randgruppen. Der DJK-Sportverband will Barrieren abbauen – Barrieren in den Köpfen und in den Strukturen.
Beim 16. DJK-Bundessportfest 2010 in Krefeld öffnete der DJK-Sportverband einige seiner Wettbewerbe für Menschen mit und ohne Behinderung und beschritt damit Neuland. Zum 17. DJK-Bundessportfest in Mainz im Juni 2014 wurde das Angebot gemeinsamer Meisterschaften erheblich ausgebaut. Auch auf regionaler Ebene wagt der DJK-Sportverband neue Wege im Sport, so unter anderem mit den inklusiven Sportveranstaltungen kirche.kickt und kirche.läuft im DJK-Diözesanverband Köln.
Das 2019 durch den DJK-Sportverband neu gegründete inklusive DJK Volunteer-Team, das sich selbst den Namen „possibiliTeam“ gegeben hat, soll auf Sportveranstaltungen der DJK zum Einsatz kommen. Der DJK-Sportverband ist regelmäßig Ausrichter großer Sportveranstaltungen, wie der DJK-Bundessportfeste. Bisher gab es jedoch auf Bundesebene noch kein eigenes DJK Volunteer-Team.
Es wurde Zeit, dies zu ändern. Da das Thema Inklusion in der DJK schon seit vielen Jahren einen hohen Stellenwert hat, sollte das Volunteer-Team ein inklusives Team werden.
Seit Januar 2019 läuft die Suche nach Freiwilligen. Dabei ist es keine Voraussetzung, dass man DJK Mitglied ist. Jeder über 16 Jahre darf sich als Volunteer bewerben. Im Juli 2019 fand das erste Treffen mit 28 Volunteers statt, um sich kennenzulernen. Mittlerweile gehören 40 Volunteers dem Team an. Die Teilnehmer sind zwischen 16 und knapp 80 Jahren alt und verstehen sich trotz – oder gerade aufgrund – des hohen Altersunterschieds sehr gut. Alle sind voll motiviert, engagiert und voller Tatendrang. Das possibiliTeam wird von der Aktion Mensch gefördert und von der ehemaligen paralympischen Schwimmweltmeisterin Vera Thamm geleitet.
Vera Thamm sagt: „Das Besondere an diesem inklusiven Volunteer-Team ist, dass unsere Teamer eine sehr große Altersspanne umfassen und bei uns auch mehrmals Eltern und deren teilweise schon erwachsene Kinder gemeinsam teilnehmen, sowohl bei den Menschen mit als auch ohne Beeinträchtigung.
Diese generationenübergreifende Kombination hat wirklich viele Vorteile, hier können alle von allen lernen. Wer im Team welche Beeinträchtigung hat, spielt überhaupt keine Rolle. Wenn das Thema Beeinträchtigungen in den Fokus genommen wird, dann im positiven Setting, zum Beispiel um gemeinsam im Rollstuhl durch die Sporthalle zu flitzen oder zu versuchen, mithilfe des Fingeralphabets den eigenen Namen in Gebärdensprache zu formulieren, was eine Menge Freude bereitet. In diesem Team ist der Umgang untereinander so normal, dass es wirklich gelebte Inklusion ist.“
Der erste große Einsatz des gesamten Teams im Juli 2020 bei den FICEP/FISEC Games in Duisburg muss leider aufgrund der Corona-Krise ausfallen. Das Volunteer-Team wird stattdessen in DJK Diözesanverbänden, DJK Landesverbänden und DJK-Vereinen zum Einsatz kommen können, wenn diese bei ihren Veranstaltungen Unterstützung benötigen.
Titelbild: Das „possibiliTeam“ der DJK, gegründet 2019, ist sichtbares Zeichen nach außen für die inklusive Arbeit des Sportverbandes. Mittlerweile wirken fast 30 Menschen im Alter zwischen 16 und 80 Jahren mit.
Fotos: DJK