ein gedicht für leute, die keine zeit haben, es zu lesen
immer mit dem blinker links
die überholspur als lebensmotto
gasförmig verflüchtigt sich
die landschaft der wirklichkeit
im hochgeschwindigkeitsrausch
sind hören und sehen vergangen
steig aus
nackte sohlen
geben bodenhaftung
du musst wurzeln schlagen
zu sinnen kommen
barfuß geerdet
das gras in grünen wellen wachsen hören
das wunder der wandlung von der knospe zum kelch betrachten
das hundertjährige ringen der steineiche ertasten
im wein den trockenen sommer noch schmecken
und riechen wie aus der decke aus modrigem laub
sich ein veilchen duftend aus dem winterschlaf räkelt
Aus: Andreas Knapp (2017), Beim Anblick eines Grashalms. Naturgedichte. Echter Verlag.
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