In unregelmäßigen und anlassbedingten Abständen wird von verschiedenen Seiten die Arbeit der katholischen Verbände kritisch unter die Lupe genommen oder gar hinterfragt. Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern weist diese Entwicklungen entschieden zurück. Gerade in Zeiten des gesellschaftlichen und auch kirchlichen Wandels sind unsere katholischen Landesverbände unverzichtbarer denn je. Sie haben dabei viele ganz wesentliche Funktionen, die sich immer wieder bewähren:
- Sie wirken in die Gemeinden und andere kirchliche Strukturen als „Sprachrohr“ hinein und tragen damit zur dringend erforderlichen Verbreiterung der Volkskirche bei.
- Sie sorgen umgekehrt dafür, dass kirchliches Leben auch in Kreise dringt, die nicht zwangsläufig die Nähe zu verfasster Kirche haben.
- Mindestens ebenso wichtig ist die Rolle, die unsere Verbände im politischen und gesellschaftlichen Leben wahrnehmen. Sie sind niederschwellig und kompetent diejenigen, die als Ansprechpartner, für Dialoge und auch in der außerkirchlichen Vernetzung als erste zur Verfügung stehen. In Parlamenten, kommunalen Ebenen und den fachlichen Gremien wird dies, wie ich selbst immer wieder erfahren durfte, so wahrgenommen.
- Am wichtigsten aber sind die wertvollen Dienste für Menschen in Not oder als Interessenvertretung. Sie schaffen damit Raum und Geborgenheit beispielsweise für Frauen, Menschen in Not, Familien, Kinder, Jugendliche, Senioren, Menschen mit Behinderung, Arbeitnehmer und Unternehmerinnen oder Menschen im ländlichen Raum.
Auch durch die Corona-bedingten wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen muss der Stellenwert wieder bestätigt und erkämpft werden. Wir hoffen bei den kirchlichen Entscheidungsträgern weiterhin auf entsprechende Unterstützung. Das Landeskomitee wird als Interessenvertretung der Verbände dies weiter vehement einfordern.
Joachim Unterländer, Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern
Ein BDKJ auf Landesebene – wozu?
Kurz zu beschreiben, warum es den BDKJ auf Landesebene geben muss, damit könnte man Seiten füllen. Deshalb soll hier nicht ausführlich auf die Aufgabe der Vernetzung oder der politischen Vertretung eingegangen werden, welche wichtige Aufgaben aller Landesebenen sind, sondern nur auf die speziellen Bereiche, die den BDKJ Bayern so einzigartig machen.
Eine bayerische Spezialität ist nämlich der Bayerische Jugendring. Es entscheidet hier alleine die Landesebene der Verbände, wer als zuschussberechtigt auf allen Ebenen der Jugendringe in Bayern anerkannt wird. Das bedeutet konkret, dass e der BDKJ Bayern verantwortlich mit entscheidet, ob Pfarrjugenden staatliche Zuschüsse für ihre Zeltlager bekommen und ob die schulbezogene Jugendarbeit der (Erz-)Bischöflichen Jugendämter weiterhin durch öffentliche Gelder finanziert wird. Es finden keine Gruppenleiterkurse von katholischen Jugendregionalstellen statt, ohne dass der BDKJ Bayern nicht deren Finanzierung über Zuschüsse sichert. Gäbe es die Landesebene nicht, würden der katholischen Jugendarbeit in Bayern knapp vier Millionen Euro staatliche Mittel pro Jahr entgehen.
Der BDKJ Bayern ist außerdem verantwortlich für die Durchführung von Freiwilligendiensten, das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) und das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ). Für die meisten Diözesen wäre es schlichtweg unwirtschaftlich, diese wichtigen Dienste und die Begleitung der jungen Menschen selbst zu übernehmen. Hier leistet der BDKJ Bayern eine wichtige Aufgabe der Jugendpastoral, die ohne ihn so nicht stattfinden könnte.
Eva Jelen, Landesvorsitzende BDKJ Bayern
Applaus genügt nicht!
Natürlich darf und muss man in Zeiten knapper Kassen genau überlegen, wofür man Geld ausgibt, zumal dann, wenn es Kirchensteuergeld ist. Warum also Landesverbände? Weil katholische Verbände als kirchliche „Speerspitze“ in Gesellschaft und Politik hineinwirken sollen – und das in Bayern nun mal vorrangig auf der Ebene der Landesregierung Sinn macht.
Die Landesstelle der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) in Bayern e.V., bei der die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KLB Bayern angestellt sind, wurde in der Vergangenheit auskömmlich durch den Überdiözesanen Fonds (ÜDF) ausgestattet – wofür wir Danke sagen möchten! In den vergangenen Jahren wurde dieser Zuschuss jedoch entweder nur geringfügig nach oben angepasst oder gar nicht mehr. Das ist insbesondere deshalb problematisch, weil die Lohnkosten aufgrund von Tariferhöhungen signifikant gestiegen sind und auch in Zukunft sicher weiter steigen werden.
Dies führt zu einem immer weiteren Auseinanderklaffen von Zuschusseinnahmen und Personalausgaben. Welches und wie viel Personal angestellt ist, ist mit dem ÜDF abgestimmt. Die Höhe der Bezahlung regelt das Arbeitsrecht der Bayerischen Diözesen, kann also vom Zuschussnehmer nicht beeinflusst werden.
Wenn die bayerischen Bischöfe immer wieder die Bedeutung der katholischen Verbände hervorheben, müssen sie in unseren Augen auch das Personal, das bei den Landesverbänden angestellt ist, durch die Zuschüsse des ÜDF mittelfristig absichern und finanzieren. Applaus allein genügt nicht!
Martin Wagner, Geschäftsführer der Katholische Landvolkbewegung (KLB) Bayern
Eine authentische, parteiliche Stimme für Frauen
Seit mehr als 70 Jahren gibt es den Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) Landesverband Bayern e.V., der die verbandspolitische Stimme seiner 16 bayerischen Ortsvereine ist. Er setzt sich für die Interessen und Problemlagen von Frauen, Familien und Kindern ein und gibt mit seinem katholischen Profil der Kirche ein weibliches Gesicht. Die Gründungsidee von Agnes Neuhaus, dass es Not- und Konfliktsituationen gibt, von denen Frauen besonders betroffen sind und Frauen anderen Frauen in besonderer Weise helfen können, trifft auch heute noch zu. Vielleicht sogar mehr denn je.
Betrachtet man die Entwicklung während der vergangenen Monate der Corona-Pandemie, dann waren es vor allem Frauen, die neben ihrer eigenen Berufstätigkeit Homeschooling und Care-Arbeit geleistet haben. Alleinerziehende Frauen erhielten Unterstützung, als ihre existenzsichernden Zusatzjobs in der Gastronomie wegbrachen. Von Obdachlosigkeit betroffene Frauen benötigten sichere Schutzräume, die sie in den Angeboten der SkF Ortsvereine fanden – ein großer Vorteil der katholischen Kirche, mit dem SkF einen Verband an der Seite zu haben, der sich speziell für die Belange der Frauen einsetzt und in der Fachwelt anerkannt ist.
Unser Beitrag zur Verbesserung der Angebote für gewaltbetroffene Frauen ist seit Jahrzehnten unverzichtbar. Richtungsweisend sind wir auch in vielen Feldern der Sozialen Arbeit – Blended Counseling wird in den Katholischen Beratungsstellen für Schwangerschaftsfragen bereits seit mehr als zehn Jahren praktiziert.
Die Ortsvereine in Bayern mit ihren 1.400 Mitgliedern unterscheiden sich stark in Größe und Vielfalt – vom Ortsverein mit einem Hauptanliegen (z.B. einem Frauenhaus) bis zum Ortsverein mit einem umfassenden sozialen Angebot, für das mehrere hundert Haupt- und Ehrenamtliche zusammenarbeiten. Sie sagen: „Dem SkF Landesverband kommt eine wichtige Rolle zu, Menschen ganz konkret zu zeigen, dass kirchliche Angebote sehr nah an ihrem Leben sind.“
Silvia Wallner-Moosreiner, Geschäftsführerin SkF Landesverband Bayern e.V.
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