Illustration: Robert Kneschke / Adobe Stock
Wo Menschen zusammenarbeiten, ist es normal, dass man sich auch mal aneinander reibt. In kirchlichen Gremien ist das nicht anders. Nur, dass wir die Vorstellung haben: bei uns müsste es anders sein.
Aber: Wir als Kirche müssen uns daran messen lassen, wie fair wir Konflikte austragen. Es ist nicht nur peinlich, wenn wir als kirchliche Gremien unfair miteinander sind, sondern wir stellen damit die eigene Botschaft in Frage. Wir schauen oft zu sehr auf einen faulen Kompromiss, anstatt darauf zu achten, was miteinander und nebeneinander möglich wäre. Hilfreich ist es da allemal, sich gegenseitig zu unterstellen, dass alle das Gute wollen, auch wenn es nicht unbedingt das ist, was man persönlich möchte. Das sind in der Regel Sachkonflikte. Weitere Konflikte entstehen darüber, wie miteinander gesprochen wird, also Konflikte auf der Beziehungsebene. Hier kann hilfreich sein, sich immer wieder klar zu machen, dass in einem Gremium Menschen zusammenkommen, die ein Wahlmandat haben und dass diese Menschen kein Freundeskreis sind. Das heißt nicht, dass man nicht freundschaftlich miteinander umgehen darf, aber Erwartungen an einen Freundeskreis sind ganz andere, als Erwartungen an ein Arbeitsteam. Eine zunächst ganz „pragmatische Arbeitsebene“ entlastet; wenn man damit erfolgreich ist, wächst Wertschätzung, vielleicht entsteht Freundschaft, aber das ist keine Bedingung. Bei Klausurtagen kann über diese Erwartungen an die Zusammenarbeit gesprochen werden. Hilfreich ist es, dazu Moderatoren von außen einzuladen. Diese Personen können sich auf ein gutes Gesprächsklima konzentrieren, und die Mitglieder des Gremiums auf das Inhaltliche. Wenn man gleichzeitig leitet, moderiert und seine Ideen einbringen will, entstehen Rollenkonflikte.
Wenn es „hochkocht“
Vor allem dann, wenn unterschiedliche Sichtweisen hochkochen, empfiehlt es sich, neutrale Personen von außen hinzu zu ziehen. Nicht als Richter oder Entscheider, sondern als Unterstützung. Über die Gemeindeberatung in den Diözesen können geeignete Personen angefragt werden. Und sogar dann, wenn schon viele Verletzungen entstanden sind, sollten wir als Christen der Versöhnung und dem Neuanfang immer eine Chance geben. Hier kann Konfliktmediation hilfreich sein. Das ist ein strukturiertes Vorgehen, welches allen Beteiligten Raum geben will, Positionen und Bedürfnisse zu formulieren. Das heißt nicht, dass damit schon „meine Position“ umgesetzt wird. Aber mit Hilfe von Mediation kann es gelingen, dass zunächst gegensätzliche Meinungen wahrgenommen werden. Den anderen in seinen Bedürfnissen ernst zu nehmen, ist ein guter erster Schritt (wieder) hin zu einem Miteinander. Mediation kann eigentlich nie zu früh beginnen.
Als Christen müssen wir immer die Bereitschaft haben, andere hören und verstehen zu wollen, auch in Konfliktsituationen. Wir dürfen andere nicht einfach „abschreiben“. Und dazu müssen wir in der Regel selbst den ersten Schritt tun. Das ist manchmal sehr schwer – aber notwendig, wenn wir die Botschaft Jesu ernst nehmen.
In einigen Diözesen gibt es Angebote für Mediation. Fragen Sie dazu auch bei der Gemeindeberatung oder beim Pfarrgemeinderatsreferat nach. Und es gibt „freie“ Mediatoren, die man sich leisten und gönnen darf, damit das Zusammenarbeiten wieder gelingt und wir für andere Menschen glaubwürdige Vorbilder werden.