Auch dieses Acrylbild ist Teil des Eichstätter Projekts geworden. Es stammt von Ernst Arnold Bauer und trägt den Titel „Maria Magdalena bei Jesus Christus. Grablege“ (Actyl, ÖlPastell, 100 x 80 cm).
Foto: Michael Thiermeyer
Ein Eichstätter Kunstprojekt zum Markusevangelium
„Sie werden lachen: die Bibel!“ Das soll der Schriftsteller Bert Brecht auf die Frage geantwortet haben, was denn seine Lieblingslektüre sei. Wie kein zweites Buch hat die Bibel seit Jahrhunderten Musiker, Literaten und Künstler inspiriert.
Als mir der Religionslehrer George Banzer aus Ingolstadt im Mai 2015 vorschlug, einen neutestamentlichen Text mit einigen Bildern von Künstlern in einem Buch zu veröffentlichen, habe ich den Impuls gerne aufgegriffen. Wir entschieden uns für das Markusevangelium. Der Text wurde in 103 Sinneinheiten unterteilt. Jede Einheit sollte von einem Künstler aus dem Gebiet der Diözese Eichstätt – katholisch, protestantisch oder auch konfessionslos – bearbeitet werden. Damit wurde aus dem ursprünglich überschaubaren Vorhaben ein Mammutprojekt, für das aber rasch Künstler gewonnen wurden.
Als Text wurde die Übersetzung des früheren Eichstätter Exegeten Josef Kürzinger gewählt. So entstand ein Eichstätter Projekt. Für die Finanzierung sagten Bischof Gregor Maria Hanke OSB und Generalvikar Isidor Vollnhals ihre Unterstützung zu. Zudem konnten Förderer aus der Wirtschaft gewonnen werden.
Mit dem ökumenisch ausgerichteten Projekt sollten mehrere Ziele erreicht werden: Erstens war es ein Angebot der Diözese an Künstler, ein Werk in einer Veröffentlichung zu präsentieren. Damit sollte auch die Auseinandersetzung moderner Kunst mit religiösen Themen gefördert und der Kontakt der Kirche zu den Künstlern gestärkt werden. Selbstredend konnten die Künstler – und das war ein zweites Ziel – Kirche und Gesellschaft etwas Bereicherndes zurückgeben. In einer Gesellschaft, in der man über alles reden darf, nur nicht über den Glauben, wie der Büchner-Preisträger Arnold Stadler wiederholt angemerkt hat, ist dies durchaus von Bedeutung. Kunst ist Dialog – zwischen dem Wort Gottes und dem Künstler, zwischen dem Werk und den Betrachtern und zwischen Künstlern und Betrachtern. Damit wird – drittens – das Werk zum geistlichen Impuls für die Kirche und die Gläubigen.
Bei einem Treffen in Eichstätt im Oktober 2015 erhielten die Künstler per Los eine der 103 Textstellen. Zugelassen wurden Bilder in verschiedenen Techniken (beispielsweise Aquarell, Öl auf Leinwand, Lithographie oder computerimplementierte Grafiken). Ausdrücklich war die Mitarbeit junger Künstler erwünscht. In den folgenden Monaten ergaben sich zahlreiche, nicht selten theologisch herausfordernde Gespräche mit Künstlern.
Am 7. April 2017 konnte in Anwesenheit von Bischof Hanke, Generalvikar Vollnhals und fast aller Künstler der Prachtband vorgestellt werden. Zeitgleich wurde eine Ausstellung mit beinahe allen Bildern eröffnet, die das Kunstreferat des Diözesanbauamts organisiert hatte und gemeinsam mit dem Diözesanbildungswerk zeigte. Die Resonanz in der Öffentlichkeit und bei den Künstlern war überaus positiv und ermutigend. Weitere Projekte sind in Planung. Der Dialog zwischen Künstlern und Kirche bleibt wichtig, weil er den Horizont für aktuelle Glaubensfragen und die Verkündigung gleichsam aufreißen und erweitern sowie den Glauben vertiefen kann.
Buchtipp:
Das Evangelium nach Markus. Wort und Bild im Dialog – Ein Eichstätter Kunstprojekt,
Hrsg. von Ludwig Brandl / George Banzer, EOS-Verlag, St. Ottilien 2017.
Gebundene Ausgabe, 232 Seiten, 49,95 Euro.