KLJB gegen Hatespeech
In einem bei der diesjährigen Landesversammlung verabschiedeten Beschluss ruft die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) Bayern ihre 25.000 Mitglieder sowie Politik und Gesellschaft zum Engagement gegen Hatespeech, Rechtsextremismus und Hass im Internet auf. „Es geht uns darum, dass auch die Meinungsfreiheit Grenzen hat, die Politik und Gesellschaft aufzeigen müssen. Meinungsfreiheit endet dort, wo andere Personen in ihrer Freiheit eingeschränkt werden. Hier wollen wir uns öffentlich zu Wort melden und helfen, Hatespeech schon durch Bildungsarbeit präventiv zu verhindern, solidarisch einzugreifen und durch gutes Zusammenwirken von Justiz, Medien und Zivilgesellschaft erfolgreich zu bekämpfen“, sagt der ehrenamtliche KLJB-Landesvorsitzende Franz Wacker.
Außerdem hat die KLJB eine ausführliche Position unter dem Titel „Kritik als Zeichen der Liebe“ zum „Synodalen Weg“ beschlossen, in der es heißt: „Wir unterstützen den Reformdialog, weil uns daran liegt, dass kirchliche Zukunftsfragen und Themen, die auch junge Menschen betreffen, ergebnisoffen und konstruktiv diskutiert werden.“ (pm)
Einen ausführlichen Bericht zur Landesversammlung bzw. die Positionen im Wortlaut finden Sie auf der Homepage der KLJB Bayern .
Hitzefrei
Zum Klimaschutz motivieren, diesen politisch voranbringen, praktisch umsetzen und so ein Zeichen für einen nachhaltigen und zukunftsfähigen Lebensstil setzen – dieses Ziel verfolgt die Katholische Landjugendbewegung Bayern (KLJB) mit ihrem Projekt „HITZEfrei. Auszeit für die Erde“.
Das landesweite Projekt „HITZEfrei – Auszeit für die Erde“ startete im Mai 2020 auf der ersten digitalen Landesversammlung der Katholischen Landjugendbewegung Bayern (KLJB). Damit soll ein Zeichen gesetzt werden, welche Erwartungen junge Menschen auf dem Land in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit an die Politik haben. Auch in Zeiten einer weltweiten Pandemie dürfen diese Themen nicht verloren gehen.
Mit dem bis 2022 laufenden Projekt will die KLJB Bayern Jugendliche und junge Menschen vom Land, die sich in der bayerischen Politik, in Kirche und Gesellschaft engagieren, über Zusammenhänge und Hintergründe des Klimawandels und eines nachhaltigen Lebensstils informieren. Ziel ist es unter anderem, die etwa 100 Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, die auf Landesebene erreicht werden, vom Projekt „HITZEfrei – Auszeit für die Erde“ zu begeistern und zu ermutigen, das Verantwortungsgefühl für einen nachhaltigen Lebensstil in die lokalen Strukturen weiterzutragen.
Ein Beispiel dafür ist die Exkursionskarte mit bereits mehr als 500 Zielen, wie man in Bayern nachhaltig unterwegs sein kann – vom Hofladen über Gaststätten und Museen bis hin zu Tagungshäusern. Auch die diesjährige Fastenaktion #entrümpeln und eine Online-Veranstaltung mit dem Titel „Was kostet die Welt? – Nachhaltig Kirche sein!“ standen unter dem Thema des Projekts. Als praktische Umsetzung wurden Vorschläge für Gruppenstunden entwickelt, die es den Mitgliedern auch in kleinen Gruppen ermöglicht, sich mit den Themen auseinanderzusetzen, zum Beispiel bei einer Dorfverschönerungsaktion oder einer nachhaltigen Schnitzeljagd. Zum Finale soll vom 1. bis 3. Juli 2022 ein Abschluss-Event in Thalhausen bei Freising stattfinden, bei dem alle Teilnehmenden die Erfolge der vergangenen beiden Jahre gemeinsam feiern und sich motivieren, weiterhin auf einen nachhaltigen Lebensstil zu achten und sich für ein besseres Klima einzusetzen.
Alle Informationen zum Projekt „HITZEfrei – Auszeit für die Erde“ und zu weiteren Aktionen und Projekten der Landjugend finden Sie auf der Homepage der KLJB Bayern.
Text: Kristina Ducke, Ehrenamtliche Landesvorsitzende der KLJB Bayern und Mitglied der Projektsteuerung „HITZEfrei – Auszeit für die Erde“
Ökotheologie
Die ökologische Krise hat eine eminent religiöse Dimension. Sie ist religionsproduktiv: Sie erzeugt eine neue Form der Frage nach dem, was unsere Existenz trägt, ihr Zukunft gibt und Sinn verleiht. Was die Menschen heute zutiefst beunruhigt ist nicht – wie etwa im 16. Jahrhundert – die Heilsangst „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“, sondern die Frage nach dem, was unser Tun vor den kommenden Generationen rechtfertigt.
Was befähigt uns individuell und kollektiv, dem öko-sozialen Burn-out unserer Zivilisation wirksam entgegenzutreten? Diese Frage ist heute ein entscheidender Ausgangspunkt für die Suche nach dem, worauf es ankommt, was zählt, und damit auch für neue Perspektiven auf die Gottesfrage.
Mit anderen Worten: Die Umweltkrise im Anthropozän ist ein „Zeichen der Zeit“, an dem sich bewähren kann und muss, ob die Theologie für unsere Gegenwart etwas zu sagen hat und ob sie Hoffnung zu vermitteln vermag. Eine Theologie der Zeichen der Zeit geht davon aus, dass es Gott selbst ist, der durch die Aufbrüche und Umbrüche der gegenwärtigen Zeit zu uns spricht und eine Antwort fordert. Die ökologische Transformation ist ein locus theologicus, ein Ort der Gottesrede heute, an dem sich die „Geistesgegenwart“ von Theologie und Kirche entscheidet. Der indischstämmige katholische Priester Raimon Panikkar spitzt dies offenbarungstheologisch zu: „Folgendes möchte ich behaupten: Die ökologische Krise stellt eine Offenbarung dar. Wenn man sie nicht als Offenbarung sieht, sieht man sie nicht genügend tief und ernst. […] Es geht nicht darum, aus der Ökologie eine Religion zu machen, sondern die Religion wird ökologisch. Dieser Unterschied ist wichtig.“
Es ist eine starke Behauptung, dass die ökologische Krise eine Offenbarung darstelle. Gemeint ist damit, dass Gott heute durch den Schrei der Schöpfung zu uns spricht, sich uns zeigt in der geschundenen Schöpfung. Die christliche Rede vom Heil der Welt wird nichtig und leer, wenn sie nicht zur Motivation und Befähigung wird, sich für die Bewältigung der ökologischen Krise einzusetzen. So wie in der Aufklärung angesichts der Verachtung des Individuums im Absolutismus die Verteidigung der unbedingten Würde des Menschen mit neuer Dringlichkeit zum unverzichtbaren Ort der Gottesrede wurde, so ist heute der Schutz der Umwelt zum Bewährungsort für den christlichen Glauben geworden. Die Schöpfung ist der Leib Gottes. In der Umweltkrise steht auch die Gottesbeziehung auf dem Spiel. Sie ist ein Zeichen der Zeit, das einen neuen Gesellschaftsvertrag fordert.
Ökologischer Humanismus
Kern der Suche nach einem zukunftsfähigen ethischen Kompass angesichts der Großen Transformation ist das Naturverhältnis unserer Zivilisation. Gerade hier besteht jedoch Bedarf an einer kritischen Aufklärung gegenüber einem sich ausbreitenden ökologischen Naturalismus, der die Werte der Natur verabsolutiert und das vermeintlich in der Natur vorfindliche Gleichgewicht idealisiert, beispielsweise als Basis eines verkürzten Verständnisses von Nachhaltigkeit. Das wäre „Ökologie als Heilslehre“ (Trepl), als „Ersatzreligion“ (Bolz). Die Natur ist jedoch eine offene Ordnung, die keine Gerechtigkeit kennt. Die Evolution wird durch Nichtgleichgewichtsprozesse vorangetrieben. Die Natur ist moralisch indifferent. Das, was als gut und sinnvoll gelten soll, ist nicht im Sinn einer Deduktion aus der Natur ableitbar. Das wäre ein naturalistischer Fehlschluss.
Von daher impliziert die christliche Schöpfungstheologie, die die Natur als gut bewertet, eine zusätzliche Dimension. Sie ist nicht einfach der verlängerte Arm ökologischer Imperative, sondern verweist auf eine kulturelle Tiefendimension der Erfahrung der Natur und des Lebens als Gabe, als ein Geschenk, das sich der beliebigen Verfügbarkeit entzieht. Sie fordert, den Subjekt-Objekt-Dualismus, der unserem wissenschaftlichen Denken zutiefst eingeschrieben ist, zu transzendieren, also Natur, Tiere und Pflanzen nicht nur als Objekte wahrzunehmen, sondern als Mitgeschöpfe.
Ich trete ein für einen ökologischen Humanismus. Dieser fordert eine neue Generation der Menschenrechte: nach den individuellen Freiheitsrechten, den sozialen Anspruchsrechten und den politischen Mitwirkungsrechten braucht es heute ökologische Existenzrechte. Nur ein solches umweltethisches Ausbuchstabieren der Menschenrechte kann verhindern, dass diese heute für einen großen Teil der Menschheit abstrakt, leer und unerreichbar werden. Das Prinzip der Nachhaltigkeit und die Sustainable Development Goals der UNO sind für mich systematisch von einer ökologischen Erweiterung der Menschenrechte her zu denken. […]
Text: Markus Vogt, Professor für Christliche Sozialethik an der LMU München
Zum Weiterlesen:
Panikkar, Raimon (1996): Ökosophie, oder: der kosmotheandrische Umgang mit der Natur, in: Kessler, H. (Hg.): Ökologisches Weltethos im Dialog der Kulturen und Religionen, Darmstadt, 58–66, hier 59f.).
Vogt, Markus (2021), Christliche Umweltethik. Grundlagen und zentrale Herausforderungen. Gebunden mit Schutzumschlag, 784 Seiten. Herder Verlag, 48 Euro.
#andersbluehen
Die Aktion #andersbluehen von Misereor in Bayern und den Fachstellen Weltkirche der bayerischen (Erz-)Diözesen trägt diesen Sommer zur Vergrößerung der Blühfläche in Bayern bei und unterstützt damit aktiv den Insekten- und Klimaschutz. Sie ist zugleich ein Zeichen der Solidarität mit den Menschen in Bolivien.
Im Rahmen der diesjährigen Misereor-Fastenaktion „Es geht! Anders.“ wurden 7.500 Samentütchen mit Saatgut für den Stadt- und Siedlungsbereich in Bayern durch die Fachstellen Weltkirche verteilt, zum Teil in Kooperation mit den Ministranten. Die Aktion richtete sich vor allem an Ministranten- und Jugendgruppen, Haupt- und Ehrenamtliche sowie interessierte Menschen und Familien. Sie alle tragen durch das Ausstreuen der Samen bei zur Bewahrung der Schöpfung. Die Engagierten bereiteten den Boden, beispielsweise im Pfarrgarten, für die Aussaat vor und beobachten das Wachstum der neuen Pflänzchen – allesamt einjährige, in Deutschland heimische Wildblumen.
Um der Aktion einen in Pandemiezeiten wohltuenden Gemeinschaftscharakter zu verleihen, wurden alle Teilnehmenden aufgefordert, jeweils ein Foto der Aussaat, des ersten Keimens und später der Blumen in voller Pracht mit dem Hashtag #andersbluehen auf ein Padlet oder Instagram hochzuladen. So wird deutlich: Wir alle tragen durch die Gestaltung unserer Gärten, Balkone und Pfarrgärten bei zu mehr oder weniger Artenvielfalt und können im Großen oder Kleinen etwas bewirken.
Am 30. September 2021, gegen Ende der ökumenischen Schöpfungszeit, wird die Aktion enden. Dann werden alle Quadratmeter über die Fotos auf dem Padlet zusammengezählt, um den Erfolg sichtbar zu machen.
Alle Interessierten sind gerne dazu eingeladen, sich die Bilder der Aktion im Netz anzusehen und auch unabhängig von dieser Aktion ihren eigenen Garten oder Balkon mit regionalen Bio-Samentütchen zum Erblühen zu bringen
Die Bilder der Aktion gibt es hier und unter dem #andersbluehen in den Sozialen Medien.
Text: Debora Sinner, Misereor in Bayern