Mit Wissen gegen das Vergessen
Josef Čapek gilt als einer der vielfältigsten tschechischen Künstler. Er arbeitete als Maler, Graphiker, Zeichner, Illustrator, Bühnenbildner und Autor, ab 1933 als politischer Karikaturist. Sein jüngerer Bruder Karel war einer der bekanntesten Autoren phantastischer, gesellschaftskritischer Literatur der 1920er Jahre. In den 1930er Jahren warnten die beiden vor dem wachsenden Nationalsozialismus und Faschismus. Karel starb in tiefer Resignation über das Münchner Abkommen. Josef wurde wegen seines politischen Engagements von den Nazis verhaftet, kam in die KZ Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen. Seine Spur verliert sich nach der Verlegung ins KZ Bergen-Belsen 1945.
Die Čapek-Gesellschaft hat sich zum Ziel gesetzt, das Andenken an die beiden Brüder zu bewahren. Mit Geschichtsarbeit tritt sie ein für Völkerverständigung, Freiheit und Demokratie. Sie tut das in Form von Wanderausstellungen, Vorträgen, Seminaren und weiterer Bildungsarbeit. Zu den Themen Antisemitismus, Widerstand und Zivilcourage, Judentum in Mittel- und Osteuropa und Fremdenfeindlichkeit sind zahlreiche Materialien erhältlich – diese reichen von Infobroschüren und Postkartensets bis hin zu Wanderausstellungen, die bereits seit mehr als 40 Jahren durch Europa touren und die bei der Čapek-Gesellschaft gebucht werden können. (alx)
Unterwegs mit dem Vaterunser
Menschen verschiedener Kulturen und Religionen müssen aus verschiedenen Gründen ihre Heimat verlassen – seit der Ankunft vieler Flüchtlingsfamilien 2015 stehen gerade auch die Schulen vor neuen Herausforderungen. Mitnehmen konnten diese Menschen oft nur wenig. Christliche Flüchtende tragen dafür häufig etwas im Gepäck, das nichts wiegt und keinen Platz wegnimmt: das Vaterunser – ein Gebet, das einheimische und geflüchtete Christen eint.
Eine Arbeitshilfe des dkv unter dem Titel Unterwegs mit dem Vaterunser, verfasst von Manfred Riegger, Professor für Religionspädagogik an der Universität Augsburg, und weiteren erfahrenen Praktikerinnen, zeigt anhand konkreter Unterrichtsbeispiele und Arbeitsmaterialien, wie Lehrerinnen und Lehrer auch im Religionsunterricht zum Spracherwerb der geflüchteten christlichen Schülerinnen und Schüler beitragen können: Vordergründig bekannte Inhalte werden in die fremde deutsche Sprache übersetzt und weitergedacht. Bitte für Bitte wird das Vaterunser durchleuchtet und schrittweise erschlossen, wobei die jeweilige Familiensprache der Kinder und Jugendlichen im Blickfeld bleibt.
Viele Unterrichtsbausteine sind bereits in der Praxis erprobt und eignen sich auch für den Einsatz in Religionsklassen mit vorwiegend deutschsprachigen Schülerinnen und Schüler mit und ohne Migrationshintergrund. Die Arbeitshilfe kann für 14,95 Euro beim dkv bestellt werden. (pm)
Eine Leseprobe sowie Informationen zur Bestellung finden Sie im Online-Shop des dkv.
Manfred Riegger (2016)
Unterwegs mit dem Vaterunser. Mit Flüchtlingen und Einheimischen das Gebet sprechen und verstehen lernen.
In Zusammenarbeit mit Sabine Kern, Eva Riegger-Kuhn, Annette Webersberger
dkv 2016, DIN A4, 124 Seiten.
Dialogwerkstatt
Viele Religions- und Konfessionsgemeinschaften haben eigene Dialogbeauftragte benannt. Sie bauen Brücken zwischen den Religionsgemeinschaften, innerhalb ihrer Religionsgemeinschaften und auch hin zur Gesellschaft. Sie informieren, klären auf und bilden weiter bei allen Fragen zum interreligiösen Dialog. Vor allem ermöglichen sie Begegnungen zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen und stärken so das Zusammenleben und die Einheit in Vielfalt.
In den vergangenen Jahren haben sich viele gemischtkonfessionelle Projekte entwickelt, die den Dialog auf die nächste Ebene gebracht haben. Das sind lokale Initiativen, Veranstaltungen oder interreligiöse Gebete. Das sind überregionale Zusammenschlüsse, die Bildungsarbeit leisten und zu gesellschaftlichen Themen Stellung beziehen, beispielsweise beim Umweltschutz oder bei der Flüchtlingsaufnahme.
Vorbildfunktion
Diese gemischtkonfessionellen Dialoginitiativen sind Vorbild für die ganze Gesellschaft: Denn sie bauen nicht nur wechselseitiges Vertrauen auf, sondern schaffen auch eine konstruktive Gesprächs- und Streitkultur, die eine vielfältige Gesellschaft braucht.
Einen spannenden Einblick für Experten und Interessierte im interreligiösen Dialog bietet hierfür die Handreichung Dialogwerkstatt: Beitrag von Dialogbeauftragten der Religionsgemeinschaften und Vertretern gemischtkonfessioneller Dialogprojekte. Sie geht aus einer Dialogwerkstatt hervor, welche die Eugen-Biser-Stiftung in Kooperation mit der
Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Staatsministerin Annette Widmann-Mauz, im November 2020 durchgeführt hat.
Die Handreichung enthält sowohl Statements von hochrangigen Repräsentantinnen und Repräsentanten aus Judentum, Christentum und Islam als auch ausführliche Darstellungen von fünf Best-Practice-Beispielen gemischtkonfessioneller Dialoginitiativen. Ebenso bietet sie Informationen zu den Dialogbeauftragten der Religionsgemeinschaften und Dialoginitiativen sowie Hinweise zur Vernetzung mit anderen Akteuren im interreligiösen Dialog.
Auf der Homepage der Eugen-Biser-Stiftung finden Sie weitere Informationen zur Dialogwerkstatt und zu den interreligiösen Projekten der Eugen-Biser-Stiftung.
Text: Stefan Zinsmeister, Eugen-Biser-Stiftung
Ökumene ist vielseitig!
Die Idee, das Jahr 2021 als „Jahr der Ökumene“ auszurufen, entstand unter den Delegierten der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland, weil für das Jahr 2021 eine Anzahl größerer ökumenischer Ereignisse bevorstand. Darunter der 3. Ökumenische Kirchentag (ÖKT) in Frankfurt und die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe. Es wurde verabredet, einen Bogen zu spannen, der von der Gebetswoche für die Einheit der Christen im Januar über den ÖKT, einen Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens, die Ökumenische Zeit der Schöpfung bis zur Vollversammlung des ÖRK reichen sollte. Alles, was mit der sogenannten multilateralen Ökumene zu tun hat, sollte in dieser Zeit eine besondere Rolle spielen. Multilateral: das bedeutet, dass Ökumene sich nicht wie häufig auf die römisch-katholische Kirche und die evangelischen Landeskirchen beschränkt, sondern dass auch andere Kirchen und Konfessionen beteiligt sind – Orthodoxe, orientalische Kirchen, Freikirchen, die Alt-katholische Kirche und einige mehr.
Dann kam Corona. Während der ÖKT letzten Endes in digitaler und sehr reduzierter Form stattfinden konnte, war schon früh klar, dass Vertreterinnen und Vertreter von Kirchen aus der ganzen Welt im September 2021 unmöglich nach Deutschland würden reisen können. Zu unterschiedlich die Situation in den Herkunftsländern und weltweiten Mitgliedskirchen, zu unwahrscheinlich, dass unter diesen Umständen alle Delegierten Visa erhalten würden. Der Termin wurde daher auf September 2022 verlegt. Kurzerhand führte dies dazu, dass das „Jahr der Ökumene 2021“ zu „Jahren der Ökumene 2021-2022“ verlängert wird.
Das bedeutet: Es ist noch nicht vorbei! Es kommt noch was – und das heißt: es gibt noch viele Möglichkeiten, sich selbst zu beteiligen und im eigenen Umfeld zu diesem Zweck Kontakt mit ökumenischen Partnern aufzunehmen, die den üblichen Rahmen der bilateralen Ökumene (römisch-katholisch/evangelisch-lutherisch) überschreiten. Es bietet sich an, gemeinsam (multilateral) zu Themen Veranstaltungen zu planen bzw. das Gespräch zu suchen, die 2021-2022 ökumenisch eine hohe Aktualität haben.
Themengebend könnten zum Beispiel sein
- das Motto und die Themen der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“
- die Jahresthemen des Täuferjubiläums 500 Jahre Täuferbewegung 2020-2025 / 2021: gewagt! gemeinsam leben. Gleichheit – Verantwortung – Autonomie / 2022: gewagt! konsequent leben. orientiert an Jesus – nonkonform – bekennen – Martyrium
Welche weiteren Möglichkeiten gibt es?
- neue Partner suchen für die Feier der Gebetswoche für die Einheit der Christen im Januar oder vor Pfingsten
- zwischen 1. September und 4. Oktober vor Ort die Ökumenische Zeit der Schöpfung feiern
Text: Kirchenrätin Maria Stettner, Referentin für Ökumene und Interreligiösen Dialog der ELKB
Der Name ist Programm
pax christi entstand am Ende des Zweiten Weltkrieges, als französische Christinnen und Christen ihren deutschen Schwestern und Brüdern die Hand zur Versöhnung reichten. Eine Lehrerin, Marie-Marthe Dortel-Claudot, und Bischof Pierre Marie Théas gründeten 1945 zunächst den „Kreuzzug des Gebetes für die Nationen“, später änderten sie den Namen in pax christi. Die Gründung der deutschen Sektion erfolgte im Jahr 1948. Der Friedensgruß und die Seligpreisungen der Bergpredigt bilden bis heute die geistliche Grundlage des Handelns.
Heute ist pax christi die ökumenische Friedensbewegung in der katholischen Kirche und als weltweites Netzwerk mit mehr als 120 Mitgliedsorganisationen in 60 Ländern auf fünf Kontinenten tätig.
Trugen am Anfang Pilgerwege, Wallfahrten, Gottesdienste und internationale Begegnungen am häufigsten zur Arbeit für Versöhnung und Frieden bei, so bekamen ab Anfang der 1950er Jahre die Auseinandersetzung mit theologischen, gesellschaftlichen und politischen Fragen sowie die politische Einflussnahme immer mehr Bedeutung.
Mit Veranstaltungen, Aktionen, Kampagnen, Stellungnahmen und Veröffentlichungen zu Friedensthemen, Beteiligung an Demonstrationen und Mahnwachen will pax christi informieren, wachrütteln, Alternativen aufzeigen und versuchen, Menschen für die christliche Friedensbotschaft zu gewinnen.
Die deutsche Sektion ist mit etwa 5.000 Mitgliedern in vielen Diözesen vertreten. Bis auf einige angestellte Friedensarbeiterinnen und Friedensarbeiter sowie einzelne Bürokräfte arbeiten alle Aktiven ehrenamtlich. In den bayerischen Diözesen mit circa 1.250 Mitgliedern ist pax christi bis auf Passau je mit einem eigenen Diözesanverband vertreten. Mitglieder aus der Diözese Passau werden vom Diözesanverband München und Freising betreut.
Friedensgottesdienste, Pilger- und Friedenswege, Vorträge, Seminare sowie die Zusammenarbeit sowohl mit kirchlichen Gremien als auch mit ökumenischen Partnern und anderen Friedensinitiativen prägen die Arbeit von pax christi in Bayern.
Die Diözesanverbände beteiligen sich am interreligiösen und interkulturellen Dialog und unterstützen weltweite Friedensprojekte, wie beispielsweise pax christi Würzburg, Bamberg und Eichstätt das interreligiöse Friedensprojekt „Mirna Luka“ in der bosnischen Stadt Banja Luka. Die Diözesanverbände bilden dabei aber auch unterschiedliche Schwerpunkte. So verleiht pax christi Regensburg alle zwei bis drei Jahre einen Preis für Zivilcourage und engagiert sich für Menschen, die Asyl brauchen. pax christi Bamberg stellt die Bedeutung von zivilem Ungehorsam heraus, um Missstände öffentlich zu machen. Zu pax christi Augsburg gehören die Friedensräume in Lindau und pax christi München und Freising beteiligt sich an Aktionen rund um die Münchner Sicherheitskonferenz.
Hier können Sie die Engagierten von pax christi in Ihrer Region erreichen und sich über die Arbeit des Verbandes informieren:
https://www.paxchristi.de/diozesen/list?orderby=name
Text: Gabriele Hilz, Vorstandsmitglied pax christi-Diözesanverband München und Freising