Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: März-April 2024

Katholisch in Bayern und der Welt

Schön und schwer

Beim Weltjugendtag sind es vor allem die Gemeinschaft und der Kontakt zur Gastfamilie, die das Pilgern ausmachen, weniger die offiziellen Großveranstaltungen. Foto: Sophia Hose

Weltjugendtag 2023 in Lissabon

Zu meinem 19. Geburtstag bekam ich eine Karte mit der Aufschrift „Mut zum Wagnis“ geschenkt. Vor dem Weltjugendtag (WJT) 2023 in Lissabon musste ich oft daran denken. Ich machte mit dieser Reise einen Schritt ins Unbekannte: Werde ich Menschen kennenlernen, mit denen ich diese prägenden Ereignisse teilen möchte? Bin ich vielleicht nicht fromm genug oder zu kritisch, um in meiner Reisegruppe Anschluss zu finden?

Ich traf zu Beginn eine Gruppe junger Leute an, die mir auf Anhieb sympathisch waren. Nach zwei Tagen Busfahrt erreichten wir Nossa Senhora de Fátima in Portugal. Dort waren wir während der „Tage der Begegnung“ untergebracht. Als der Bus in die Straße einbog, die zur Kirche führte, hörten wir bereits Musik und jubelnde Menschen. Die nächsten Tage in der Pfarrei waren von früh bis spät mit Programmpunkten gefüllt. Immer wenn ich glaubte, jetzt könnte eigentlich kein schönerer Gottesdienst, keine spaßigere Aktivität, keine tollere Feier mehr kommen, übertrafen die Portugiesinnen und Portugiesen sich ein weiteres Mal selbst.

Papstgottesdienste ohne Jugend um den Altar

Weniger begeistert als von der Herzlichkeit der Gastfamilien war ich vom eigentlichen WJT. Die uns als „unvergesslich“ und „tief bewegend“ angekündigten „Massengottesdienste“ zur Eröffnung und zur Begrüßung des Papstes werden mir mit Sicherheit lange in Erinnerung bleiben – doch wohl eher im negativen Sinne. Sie wirkten auf mich wie eine Demonstration von Macht, übertriebener Heiligkeit und Reichtum. Ich hatte den Eindruck, dass die Bischöfe auf der Bühne mehr (für) sich selbst feierten als für uns. Ist es nicht paradox, dass beim Weltjugend(!)tag der Altersdurchschnitt der Menschen um den Altar jenseits der 60 liegt? Und nicht nur das: Bekanntermaßen waren etwa 50 Prozent der Jugendlichen nicht männlich. Dass trotzdem fast ausschließlich Männer die Lesungen, die Psalmen und die Fürbitten vortrugen, scheint mir keine geeignete Repräsentation der Jugend zu sein.

Mein Enthusiasmus für den eigentlichen Höhepunkt des WJT, nämlich die Vigil mit dem Papst im Park Tejo, war durch meine bisherigen Erlebnisse gedämpft. Noch bevor ich den Papst sah, hörte ich, dass er kommt. Die Menschen um mich herum fingen besinnungslos an zu kreischen. Ob man dem Papst heutzutage überhaupt noch zujubeln kann? Er sprach uns Mut zu, niemals aufzugeben, denn die Welt brauche unseren Willen zu Veränderung. Wie kann das Oberhaupt der Kirche, die auf dem WJT eindrücklich gezeigt hat, dass Veränderungen nicht gewünscht sind, so etwas sagen?

 

Menschen, für die es sich zu bleiben lohnt

Was nehme ich mit? Es war gleichzeitig sehr schön und sehr schwer. Die Freundschaften und die Verbindung zu meinen Gastfamilien sind unheimlich viel wert. Wenn ich daran zurückdenke, dann kann ich aus vollem Herzen sagen: „Diese Reise hat sich gelohnt!“ Ich werde in Erinnerung behalten, dass es Menschen in dieser Kirche gibt, für die es sich zu bleiben lohnt, weil sie nicht gehorchen, sondern kritisch sind und bleiben.

Aber es war auch schwer. Schwer zu ertragen, dass mich die Gottesdienste und Wallfahrtsorte mehr befremden, als dass sie mir guttun. Dass der Papst leere Worte zu uns spricht, während die Bischöfe ihre Macht demonstrieren. Die Pilgerreise möchte ich nicht zur schönsten Reise meines Lebens verklären. Sie wird mir als die erlebnisreichste im Gedächtnis bleiben. Mut zum Wagnis lohnt sich eben doch.

 

Den kompletten Beitrag können Sie auf der Homepage der Pfarreiengemeinschaft „Sieben Sterne im Hammelburger Land“ lesen.

 


Verfasst von:

Sophia Hose

Teilnehmerin am Weltjugendtag aus Würzburg