Ausgabe: März-April 2021
EditorialIm Heute glauben
Liebe Leserin, Lieber Leser,
die einen glauben an Gott. Die anderen nur noch an die eigene Stärke, das Streben nach Macht und Einfluss treibt sie an. Wieder andere meinen, sich mit Geld die Welt kaufen zu können. Die nächsten frönen ihren persönlichen Götzen: dem schnellen Auto, dem Fußball oder dem Fitnessstudio. Andere glauben längst nichts mehr.
Missbrauchs- und Finanzskandale erschüttern seit Jahren in leider regelmäßigen Abständen die katholische Kirche. Das Vertrauen in die Institution Kirche, es ist vielleicht schon irreparabel geschädigt. Viele, die ihr den Rücken gekehrt haben, werden nicht mehr wiederkommen. Die Volkskirche – am Ende? Der Synodale Weg – die sprichwörtlich letzte Chance? Und doch gibt es tausende Frauen und Männer, die sich unter dem Dach der Kirche organisieren und in unterschiedlichsten Bereichen – von der lokalen Gemeinde, über die sozialen Dienste bis hin zu weltkirchlichen Aufgaben – unermüdlich einsetzen. Sie engagieren sich, weil sie an die Botschaft Jesu glauben und weil sie sehen, was die Kirche Gutes tut in der Welt, auch wenn nicht immer der Stempel „Kirche“ draufsteht.
Der eigene Glaube, das ist etwas, worüber man nicht gerne spricht. Zu persönlich. Zu intim. Zu individuell. Zu peinlich? Gerade wir als Christinnen und Christen brauchen nicht den Kopf einzuziehen, wenn es um unseren Glauben geht – leider tun wir das viel zu oft. Mutig und bestimmt könnten wir die Botschaft des Evangeliums in die Welt tragen, so wie es Jesus seinen Jüngern aufgetragen hat. Dieser Auftrag gilt bis heute. Und: würden alle nur ein bisschen mehr nach dieser Botschaft leben, die Welt wäre eine bessere, eine gerechtere.
In dieser Ausgabe von Gemeinde creativ beschäftigen wir uns mit Fragen rund um den Glauben. Es geht darum, dass Glauben auch immer Zweifeln bedeutet, dass dieses Zweifeln natürlich und normal ist und den persönlichen Glauben nicht schmälert, sondern wachsen lässt. Es geht aber auch darum, wie es heutzutage gelingen kann, die Menschen wieder mehr für den Glauben zu begeistern. Liegt die Zukunft in den digitalen Medien oder tut sich hier eher eine Sackgasse auf? Sind es nicht viel weniger die Formate und technischen Tools, die einem den Glauben vermitteln, sondern authentische Menschen, die nach ihren christlichen Idealen leben, für andere da sind und nicht zuerst sich selbst und den eigenen Vorteil sehen?
Der Glaube kann stärken, er kann begeistern und erfüllend sein – aber er kann einen auch zur Zielscheibe machen. Die Zahl der verfolgten Christen weltweit steigt seit Jahren an. Auch andere Religionen sind von Verfolgung betroffen. In dieser Ausgabe erzählen wir die bewegende Geschichte einer Familie, die aus dem Irak flüchten musste – nur weil sie Christen sind.
Ihre
Alexandra Hofstätter, Redaktionsleiterin