Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Juli-August 2021

Aus Räten und Verbänden

Nicht nur Sonntagsschutz

Katholische Arbeitnehmer-Bewegung

Die katholischen Arbeitervereine sind die Antwort auf die Probleme der Industrialisierung des 19.Jahrhunderts. Dies geschah bereits mehr als vierzig Jahre, bevor auch die offizielle Kirche diese Herausforderungen anerkannte und in der ersten Sozialenzyklika von Papst Leo XIII, die im Übrigen in diesem Jahr ihr 130. Jubiläum feiern darf, auf den Punkt brachte.

Der erste Arbeiterunterstützungsverein ist am 24. April 1849 in Regenburg gegründet worden und geht auf die Ideen von Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler zurück. Diese Tradition der Organisationen als Bildungs- und Selbsthilfevereine bewahren die sieben bayerischen Diözesanverbände der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) bis auf den heutigen Tag. So orientiert sich die Bildungsarbeit an der katholischen Soziallehre und an den mittlerweile auch von Papst Franziskus aufgegriffenen Kriterien Sehen, Urteilen und Handeln. Die Tradition der Selbsthilfevereine manifestiert sich im Status als Berufsverband, der die Grundlage für den Einsatz in den Zweigen der Sozialversicherungen und für die Beratung in Fragen des Arbeits- und Sozialrechts legt.

1700 Jahre Sonntagsschutz

Aber natürlich geht es heute nicht darum, die Asche zu bewahren, sondern eher darum, die Glut anzufachen. Will sagen: was nützt mir die prächtigste Vergangenheit, wenn ich nicht für die Zukunft gewappnet bin. Im Bewusstsein vieler Engagierter in unserer katholischen Kirche wird die KAB zu Recht zuallererst mit dem Einsatz für den arbeitsfreien Sonntag verbunden. Ein Engagement, das in diesem Jahr aus zweierlei Gründen eine ganz besondere Betonung verdient: zum einen jährt sich dieser arbeitsfreie Tag im Wochenrhythmus in diesem Jahr zum 1700. Mal und wird daher besonders in unser aller Bewusstsein gerückt.

Zum anderen aber dürfte das Thema in diesem Jahr eine ganz besondere politische Relevanz erfahren, weil mit der zunehmenden Öffnung des Einzelhandels mit Sicherheit die Forderungen nach weiteren Sonntagsöffnungen auftauchen werden. Hier sieht sich die KAB – gemeinsam mit den anderen Vertretern der Allianz für den freien Sonntag – als (Be-)Wahrerin der bayerischen Verfassung sowie des Grundgesetzes. Der Verband ist hier trotz seiner knapp 35.000 Mitglieder in Bayern dringend auf die Unterstützung aus den Laiengremien der katholischen Kirche angewiesen.

Christliche Werte in der Arbeitswelt

Heute blickt die KAB auch auf viele weitere gesellschaftspolitische Fragestellungen mit der Brille der Sozialethik. Unter dem Titel „christliche Werte in der Arbeitswelt“ geht es um fairen Lohn, soziale Sicherungssysteme, gute Arbeitsbedingungen oder die angemessene betriebliche Mitbestimmung. So setzen wir uns auch – in diesem Jahr vermehrt – innerhalb unserer Kirche für die Ausbreitung von Mitarbeitervertretungen ein. Denn auch eine Dienstgemeinschaft lebt vom Austausch auf Augenhöhe, damit die Arbeit in unserer Kirche auch in Zukunft wertvoll bleibt.       


Grafiken: Der Sonntagsschutz ist seit einigen Jahren schon eines der großen Themen der KAB.

     


Verfasst von:

Peter Ziegler

Vorsitzender der LAG Bayern der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB)