Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: März-April 2023

Editorial

Mehr als Wiege und Bahre

Titelbild: Sebra /Adobe stock

Liebe Leserin, Lieber Leser,

ob es uns bewusst ist oder nicht, jeden Tag sind wir mit ethischen Fragen und Entscheidungen konfrontiert – in den Medien, im Gespräch mit unseren Kolleginnen und Kollegen, beim Einkauf und anderen alltäglichen Dingen. In dieser Ausgabe von Gemeinde creativ wollen wir eine Reihe der damit verbundenen Fragen diskutieren.

Vielfach sind es die ethischen Fragen am Anfang und am Ende des Lebens, die uns zuerst in den Sinn kommen, wenn wir über diese Themen nachdenken. Sollen wir wirklich alles tun, was wir medizinisch können? Soll Sterbehilfe erlaubt sein oder nicht? Führen die modernen Möglichkeiten der Pränataldiagnostik nicht zu einer Selektion von „unperfektem Leben“? Diese Fragen stellen auch wir auf den folgenden Seiten.

Die moderne Gesellschaft bietet jedoch weitaus mehr Anknüpfungspunkte. Denken wir an die Endlichkeit von Ressourcen und die Klimakrise, dann sind wir schon mittendrin in einer ethischen Grundsatzdiskussion. Auch die vielzitierte „Arbeit 4.0“ mit allem, was dazu gehört, bietet Diskussionsstoff. Wenn das, was wir Menschen bisher mit unseren Händen verrichtet haben, nun von Künstlichen Intelligenzen (KI) und automatisierten Systemen gemacht wird, wo bleibt dann der Mensch in dieser Arbeitswelt? Welchen Wert hat er?

Als Christinnen und Christen haben wir sicherlich noch einmal einen ganz eigenen Zugang zu diesen Fragen – und hoffentlich einen, in dem es nicht um Optimierung und Effizienz alleine geht. Daher nähert sich diese Ausgabe von Gemeinde creativ den genannten Themen stets aus biblisch-christlicher Perspektive und auf Basis des christlichen Menschenbildes. Da bietet sich ein Blick in die Bibel natürlich an und wir dröseln auf, wie die Zehn Gebote – ein uralter Text zwar, aber doch hochaktuell, wie sich zeigt – Richtschnur gerade für die ethischen Fragen des Alltags sein können.

Wichtig ist uns: die Beiträge auf den folgenden Seiten wollen Impulse und Anstöße zur gesellschaftlichen und innerkirchlichen Debatte sein – und keine endgültigen Antworten geben. Denn, wenn uns die Vorbereitung dieser Ausgabe eines gelehrt hat, dann das: Ethik hat immer etwas mit Abwägung zu tun, es gibt Grauzonen und Räume für die Diskussion. Zu Lösungen kommt man nur im Gespräch. Dazu wollen wir Sie in Ihren Pfarrgemeinden ermutigen.

Viel Freude beim Lesen und gute Anregungen für Ihre kirchliche Arbeit wünscht Ihnen

Alexandra Hofstätter

 

 

 

Alexandra Hofstätter, Redaktionsleiterin


Verfasst von:

Alexandra Hofstätter

Geschäftsführerin des Landeskomitee der Katholiken in Bayern.