Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: November-Dezember 2023

Kolumne

Anlass und Absicht statt bloßer Attrappe

Foto: Middelveld / Adobe stock

Blick hinter die Kulissen: Kirche oder Kirmes?

Weshalb zelebrieren wir gewisse Bräuche, Rituale, Traditionen? Ganz praktisch gefragt: Warum feiern wir ein Pfarrfest? Feiern wir des Feierns wegen? Feiern wir uns selbst? Heißa, gleich noch eine Runde, dieser schöne Reigen. Wer oder was wird hier gefeiert? Falls es uns nun schwindelt, mag das nicht zwangsläufig an der Tanzdrehgeschwindigkeit liegen. Womöglich kreiseln wir um uns selbst oder es liegt am Leerlaufen. Letzteres tritt zutage, wenn wir uns um nichts mehr drehen. Doch aufgemerkt: Als Pfarrei, als Gemeinde dürfen wir nicht substanzlos sein.

Diese vielen Menschen. Das Wetter passt. Die Bierbänke stehen. Der Chor ist vorbereitet. An der Kuchenausgabe geht es hoch her. Im Gärtchen hinten wird gerade angegrillt. Das Pfarrfest mit integriertem Basar brummt. Der Pfarrhof wurde schön herausgeputzt. Alles sieht einladend aus. Es herrscht gute Stimmung. Doch eine Sache liegt in der Luft – und die hat nichts mit dem Grill zu tun. Was unterscheidet dieses Pfarrfest von einem herkömmlichen Fest? Sind wir unterscheidbar zu regulären weltlichen Festivitäten? Sind wir Kirche oder Kirmes? Damit dürfen wir uns deshalb beschäftigen, weil Herkunft verpflichtet. Und weil wir einen Auftrag haben. Unsere Mitte darf nicht leer bleiben. Vielmehr müssen wir denjenigen, der in unserer christlichen Mitte steht, in die Mitte der Menschen bringen. Das ist die Mission, Reigen hin oder her. Als Christen folgen wir Jesus Christus nach, der uns einen Auftrag hinterlassen hat. Wir sollen den Menschen das Evangelium bringen, die Wahrheit verkündigen. Deshalb ist es so wichtig, dass bei unseren christlichen Festivitäten noch etwas anderes mitschwingt, sichtbar wird, in der Luft liegt, als die bloße Feierlichkeit an sich. Natürlich gehören Gaumenschmaus, Geselligkeit, Grillfreuden und gute Laune unbedingt mit dazu, nur eben nicht ausschließlich.

Mal rekapitulieren: Es geht darum, dass wir ehrlich sind. Dass wir tiefer blicken. Das geht immer bei uns selbst los: Warum findet dieses Pfarrfest statt? Wen feiern wir damit – uns als Kirche oder den, der in unserer Mitte steht? Was ist unsere Absicht, wollen wir Menschen anziehen und für die gute Sache gewinnen, ihnen neben Käsekuchen, Knacker und Knoblauchbaguette auch Glaubensgemeinschaft schmackhaft machen? Hier tun wir wohl, zu überprüfen, weshalb wir gewisse Bräuche, Rituale, Traditionen praktizieren. Geht es um das Äußere oder ist uns das auch innerlich – dem Glauben nach – ein Anliegen? Gerade als Christen sollten wir uns nicht verzwecken lassen. Nicht entfremden. Uns nicht aushöhlen lassen. Sondern unseren Glauben hochhalten. Jesus in unserer Mitte haben. Andere abholen, reinholen – in die Gemeinde, ins Reich Gottes. Bei uns selbst anfangen. Vorbild sein. Wir haben uns nicht in unserem Namen versammelt, sondern im Namen Jesus. Das hat Abstrahleffekt. Dann kommt den Grillfreuden auf dem Pfarrfest ein besonderer Mehrwert zu. Ein Zaungast zieht nicht nur mit vollem Bauch von dannen. Er nimmt etwas mit, was länger hält als das Gefallen an einem Grillteller.


Verfasst von:

Diana Schmid

Freie Autorin