Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Mai-Juni 2021

Katholisch in Bayern und der Welt

Advents- und Fastenkalender online

Foto: Liligraphie / Adobe stock

„Guten Morgen, Herr Pfarrer, ich hätte eine Idee, die ich Ihnen mal erzählen möchte. Aber ich sag’s gleich: die Ausführung ist mit ziemlich Zeitaufwand verbunden – auch für Sie!“, die Lehrerin der örtlichen Musikschule ist am Telefon. Beim Wort „Zeitaufwand“ erschrecke ich ein bisschen – aber ich höre zumindest zu. „Wie wäre es damit, einen Online-Adventkalender zu erstellen, mit einem Fensterchen zum Anklicken für jeden Tag?“ Ich verstehe zunächst gar nichts.

„Mein Vorschlag wäre, dass wir von der Musikschule kleine Beiträge in Form von Smartphone-Videos verfassen. Nur von einzelnen Schülern, mit mehreren geht es ja wegen Corona momentan nicht. Und Sie und vielleicht noch jemand anders sorgen dann für weitere Beiträge: Meditationen, Bastelanleitungen und Ähnliches.“

Ich lehne zunächst ab, die Zeit für die Vorbereitung und Ausführung sei zu knapp, ich hätte zu wenig Zeit, die üblichen Ausflüchte. Etwas enttäuscht legt die Musiklehrerin auf – und in mir beginnt es zu gären. Eigentlich haben wir eine recht gut besuchte Homepage, professionell gepflegt von einem ehemaligen Pfarrgemeinderatsmitglied; eigentlich wäre die Corona-Zeit eine Chance, online etwas auszuprobieren; und eigentlich hätte ich wohl schon Zeit, denn sooooo viel los ist ja zurzeit auch nicht. Kurzum: nach Rücksprache mit dem Webmaster sage ich in einem erneuten Telefonat zu und gewinne eine junge Frau aus dem Gesamtpfarrgemeinderat zur Mitarbeit.

Der Adventskalender geht online

Und tatsächlich konnte der Adventkalender pünktlich starten, und zwar als echter Adventkalender, das heißt am ersten. Adventssonntag. Der Webmaster hatte die meiste Arbeit: An jedem neuen Tag war ein neuer grüner Button anzuklicken, und der Beitrag für den betreffenden Tag war freigeschaltet. Es waren dies Gedanken von Anselm Grün (da haben wir entsprechende Gebühren an den Verlag entrichtet), verschiedenes Selbstgemachtes, wie zum Beispiel ein Corona-Nikolaus-Gedicht, Meditationen, liebevoll gestaltete Lieder und szenische Darstellungen von Musikschulkindern, Bastelanleitungen für Weihnachtliches aus Recycling-Material, kleine Geschichten, alles auch für Kinder und Jugendliche – das Ganze passend vom Webmaster mit entsprechenden Symbolen und Bildern ergänzt. Ein kurzer Tipp an die örtlichen Schulen, und schon wurde unser Adventskalender auch auf deren Homepages verlinkt. Und wir hatten mit vielen Hunderten von Zugriffen die Gewissheit, dass das Projekt gelungen war.

Wiederholung zur Fastenzeit

Zur Fastenzeit haben wir dann einen ähnlichen Kalender gestartet, beginnend mit Aschermittwoch und endend mit dem Ostermontag. Nun waren natürlich gut 40 Beiträge gefragt – diesmal haben wir alle Kirchenmusikerinnen und -musiker, alle Mitglieder des Gesamtpfarrgemeinderats sowie Mitwirkende im Liturgieausschuss angeschrieben, sie mögen doch ihre Ideen und Anregungen mit einbringen, am besten mit selbst verfassten Gedanken, Gedichten oder Geschichten, bzw. die Musiker mit entsprechenden Videos. Und auch wir vom Seelsorgeteam haben natürlich mitgemacht, beispielsweise der indische Pfarrvikar mit einem Rezept für ein indisches Fastengericht.

Ein kleines Manko haben wir auch noch in den Griff bekommen: Natürlich sind etliche Pfarrgemeindemitglieder der älteren Generation mit Computern nicht oder weniger vertraut – also haben wir den Fastenkalender auch in gedruckter Form herausgegeben, ein willkommenes Geschenk für die Seniorenclubs der Pfarrei und auch für viele andere alte und kranke Menschen. Und für die in Papierform ja nicht möglichen Video- und Audio-Beiträge haben wir einfach weitere gedruckte Gedanken verwendet.

 


Verfasst von:

Markus Krell

Pfarrer im Pfarrverband Tiefenbach