Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Januar-Februar 2022

Aus dem Landeskomitee

Mehr Mensch, weniger Markt

Beitragsbild: Adobe Stock / Blue Planet Studio

Aufgrund der Corona-Pandemie hat die Herbstvollversammlung des Landeskomitees im November 2021 erneut in digitaler Form stattfinden müssen. Unter dem Titel „Gesundheit braucht mehr Mensch und weniger Markt“ haben sich die katholischen Laien mit der Zukunft unseres Gesundheitssystems befasst.

In einer umfangreichen Stellungnahme zum Thema betont das Landeskomitee die Bedeutung eines gerechten, leistungsfähigen und transparenten Gesundheitssystems. Zuletzt habe die Corona-Pandemie den „Wert eines funktionierenden Gesundheitswesens“ gezeigt, das den Menschen „nicht nur den Zugang zur Gesundheitsversorgung garantiert, sondern auch den gesundheitlichen Schutz der Bevölkerung mit den Ansprüchen und Freiheitsrechten jedes Menschen in Einklang bringt“, stellen die Mitglieder in einer Erklärung fest. Vor diesem Hintergrund gehen sie „über das biomedizinische Verständnis von Gesundheit hinaus“ und greifen „wesentliche Aspekte eines umfassenden Gesundheitswesens nach den Prinzipien der katholischen Soziallehre auf“, um zu verdeutlichen: „Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit.“

Zur Struktur des Gesundheitswesens werfen die Laien Kernfragen auf: „Wie lässt sich sicherstellen, dass alle Bevölkerungs- und Altersgruppen sowie alle Einkommensschichten weiterhin und umfassend gesundheitsbezogene Leistungen in Anspruch nehmen können? Wie kann eine älter werdende Bevölkerung in den Strukturen der Pflege- und Gesundheitsversorgung in Stadt und Land besser berücksichtigt werden? Wie kann auch in Zukunft eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung sichergestellt werden?“ Es müsse gesichert sein, „dass Krankenhäuser und Arztpraxen strukturell in die Lage versetzt werden, eine allgemeine und akute medizinische Versorgung der Bevölkerung wohnortnah zu gewährleisten“. Bei den Arzt-, Pflege-, Rettungs- und Entbindungsdiensten brauche es, so die Laien, zudem eine bessere Vereinbarkeit der Dienstzeiten mit den persönlichen und familiären Belangen. „Gerade diese Dienste sollten vorbildlich sein, wenn es darum geht, die eigene Lebensführung im Sinn einer guten Work-Life-Balance an gesundheitlich förderlichen Kriterien auszurichten.“

Klare Perspektiven

Der Vorsitzende des Landeskomitees, Joachim Unterländer, forderte eine „klare Perspektive“ für alle Mitarbeitenden in medizinischen und pflegenden Berufen, etwa mit entsprechenden „Corona-Prämien ohne großen bürokratischen Aufwand“. Zwar sei man trotz einiger Probleme bislang verhältnismäßig gut durch die Pandemie gekommen, dennoch bleibe „die Situation der Mitarbeitenden in allen Gesundheitsbereichen mehr als verbesserungsbedürftig“, so Unterländer.

Im Rahmen des Studienteils sprach der Vorsitzende des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU), Ulrich Hemel, über ökonomische Aspekte des Gesundheitswesens. Er kritisierte, dass „das Misstrauen zwischen den Beteiligten im Gesundheitswesen“ in den vergangenen Jahren „zu ausufernder Kontrolle, zu erhöhten Bürokratiekosten sowie zur tendenziellen Entmündigung von Ärztinnen und Ärzten, Patientinnen und Patienten“ geführt habe. Das Schlagwort vom „Mensch im Mittelpunkt“ ist nach Ansicht von Bayerns Staatsminister für Gesundheit und Pflege, Klaus Holetschek, der die politische Perspektive vertrat, im Gesundheitsbereich in der vergangenen Zeit zu wenig mit Leben gefüllt worden. Stattdessen sei die Frage nach den Finanzen im Vordergrund gestanden: „Der marktwirtschaftliche Aspekt kann aber nicht der Maßstab sein“, vielmehr müssten „die menschlichen Bedürfnisse die Leitplanken“ bilden. Zu einem „Gesundheitswesen mit Weitblick“ äußerte sich die Vorsitzende des Katholischen Pflegeverbandes in Bayern, Elisabeth Linseisen. Sie stellte die Ergebnisse des Reformprojekts „Neustart“ für das Gesundheitswesen vor, das unter anderem eine stärkere „Gemeinwohlorientierung statt Gewinnorientierung“ fordert, die Einrichtung multiprofessioneller regionaler sowie leicht zugänglicher Gesundheitszentren vorsieht und auf mehr Bildung im Bereich Gesundheit setzt. (hs/ck)

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Verfasst von:

Hendrik Steffens

Redakteur Pressestelle Erzbistum München und Freising; zuständig für die Pressearbeit des Landeskomitees der Katholiken in Bayern