Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Mai-Juni 2022

Aus dem Landeskomitee

„Zeitenwende für Kirche und die Rätearbeit“

Nach mehr als zwei Jahren coronabedingter Pause trafen sich die Mitglieder des Landeskomitees erstmals wieder live, in Farbe und 3D zu einer Vollversammlung.

Der Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, Joachim Unterländer, sieht „große Herausforderungen, die Glaubensfragen in einer säkularisierten Welt ebenso betreffen wie den Bedarf an österlichem Licht im Dunkel dieser Zeit“. So ruft das Landeskomitee anlässlich seiner Frühjahrsvollversammlung unter dem Motto „Zusammenhalten – zusammen gestalten. Generationensolidarität in Kirche und Gesellschaft“ auf zu einem „intensiven gesellschaftlichen Dialog“ im Freistaat Bayern und darüber hinaus, „der die Menschen einbindet und eine starke Wertegrundlage beinhaltet“.

Diesen Dialog braucht es laut Unterländer mit Blick auf innerkirchliche Debatten, wie sie etwa durch das Münchner Missbrauchsgutachten ausgelöst wurden. Ebenso brauche es ihn im Umgang mit gesellschaftlichen Fragen zu Konsequenzen der Corona-Pandemie, zur ökosozialen Transformation und den Folgen des Klimawandels wie auch im Umgang mit Inflation und Gerechtigkeitsfragen. Das derzeit oft genannte Wort einer „Zeitenwende“ betrifft damit laut dem Vorsitzenden des Landeskomitees auch die Rätearbeit in der Kirche.

Krieg in der Ukraine

Angesichts des brutalen Überfalls auf die Ukraine müssten laut Unterländer „die mutmaßlichen Kriegsverbrechen konsequent auf der Basis der Genfer Konvention und weiterer einschlägiger Bestimmungen verfolgt werden“. Zudem sei die Hilfe für die betroffenen Menschen vor Ort sowie für die Geflüchteten weiterhin notwendig. Das Landeskomitee dankte insbesondere den Pfarrgemeinden, den Ehrenamtlichen und den kirchlichen Verbänden. Sie müssten in ihren Bemühungen durch die öffentliche Hand weiterhin mit Nachdruck unterstützt werden. Zugleich sollten – wie in vielen konkreten Fällen bereits geschehen – „von der Kirche in ihrer Gesamtheit deutliche Zeichen gegen den Krieg und die Benennung von Verantwortlichkeiten“ ausgehen. Die Kirche spiele laut Unterländer eine wichtige Rolle und „der interkonfessionelle und interreligiöse Zusammenhalt“ sei besonders wichtig.

Die Vollversammlung tagte in Deggendorf. Im Gespräch mit Regensburgs Diözesanbischof, Rudolf Voderholzer, ging es um gesellschaftliche und innerkirchliche Themen.

Das im Januar erschienene unabhängige Missbrauchsgutachten für die Erzdiözese München und Freising habe laut Unterländer deutlich gemacht, dass „aus Betroffenensicht gehandelt werden“ müsse. Ferner müssten die Beratung und Aufklärung für die Betroffenen „in allen bayerischen Diözesen vertieft fortgesetzt werden“. Dabei solle auch der Prävention im Sinne der Landeskomitee-Initiative für die neutrale Ombudsstelle PUSH (Prävention und Schutz helfen) ein noch höherer Stellenwert eingeräumt werden. Die Diskussions- und Dialogformen müssten „für alle erreichbar und deshalb niederschwellig angesetzt sein“. Das Angebot des Münchner Erzbischofs, Kardinal Reinhard Marx, dass Vorschläge zur Verbesserung der Situation insbesondere auch von Räten und Laien allgemein eingebracht werden sollen, „muss proaktiv genutzt werden“, so Unterländer.

Mit Blick auf den Synodalen Weg wies der Vorsitzende des Landeskomitees die Kritik insbesondere amerikanischer Bischöfe an diesem zurück: „Auch in deren Heimat wird Handlungsbedarf für unsere Kirche gesehen.“ Bisherige Ergebnisse des Synodalen Wegs machten Hoffnung, dass die Kirche in Deutschland „Regelungen, für die es keines weltkirchlichen Plazets bedarf, baldmöglichst in konkrete Umsetzungsstrategien bringt“.

Fotos: Hendrik Steffens


Josef Rottenaicher erhält Franz-Eser-Medaille

Joachim Unterländer (rechts) zeichnet Josef Rottenaicher mit der Franz-Eser-Medialle aus.

Josef Rottenaicher, langjähriges Mitglied im Diözesanrat der Katholiken der Diözese Passau und ehemaliger Delegierter seines Diözesanrats im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), ist im Rahmen der Vollversammlung des Landeskomitees mit der Franz-Eser-Medaille ausgezeichnet worden. Rottenaicher habe sich „über mehrere Jahrzehnte ehrenamtlich für das katholische Laienapostolat in seiner Heimatgemeinde Halsbach, in der Diözese Passau, in Bayern, in Deutschland und in Europa in außergewöhnlicher Weise engagiert und dabei wichtige Impulse gesetzt“, heißt es in der mit der Medaille verliehenen Urkunde. Die Franz-Eser-Medaille wird von der Zeitschrift des Landeskomitees, Gemeinde creativ, gestiftet und ehrt Personen, die sich in besonderer Weise um das Laienapostolat verdient gemacht haben.

Rottenaichers Lebenslauf liest sich wie ein Glossar katholischer Laienarbeit: bereits im Alter von 22 Jahren wurde Josef Rottenaicher im Jahr 1969 Mitglied im Diözesanrat der Katholiken der Diözese Passau, dem er bis 2018 und damit für fast 50 Jahre angehörte. Von 2008 bis 2018 war er zudem Mitglied im ZdK. „Josef Rottenaicher war von Anfang an darauf bedacht, seine Verwurzelung in der Heimat und im elterlichen Hof, den er mit 30 Jahren übernahm, mit einem überregionalen Engagement zu verbinden“, heißt es weiter in der Begründung für die Auszeichnung. Mit 23 Jahren wurde er Landesvorsitzender der Katholischen Landjugend (KLJB) Bayern und damit Mitglied des Präsidiums des Bayerischen Bauernverbandes. Bereits ein Jahr später gehörte er als Delegierter der Diözese Passau von 1971 bis 1975 der Würzburger Synode an.

Darüber hinaus engagierte sich Josef Rottenaicher auf gesellschaftspolitischer Ebene als Mitglied des Kreistages von Altötting, im Präsidium der Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege sowie in der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum. Zusätzlich war und ist ihm „ein aktives Kultur- und Bildungsleben auf dem Land ein Herzensanliegen“. So war Josef Rottenaicher 14 Jahre Vorsitzender des Landvolktheaters Halsbach und zwölf Jahre Vorsitzender des Trägervereins der Katholischen Landvolkshochschule St. Gunther in Niederalteich.

Versöhnungsarbeit und Völkerverständigung sind ihm wichtig. Zahlreiche Auszeichnungen belegten daher, „wie sehr Josef Rottenaicher darauf bedacht war, das regionale mit dem überregionalen Engagement zu verbinden“. 1998 erhielt er die Verdienstmedaille des polnischen Landwirtschaftsministers. Im Jahr 2012 folgten das Goldene Verdienstkreuz der Republik Polen und 2019 das Goldene Verdienstkreuz von Ungarn. Der Ehrenteller des Landkreises Passau und die Verfassungsmedaille in Silber des Freistaates Bayern im Jahr 2007 sowie die Bayerische Staatsmedaille für besondere Verdienste um die Umwelt im Jahr 2015 zeigten „das facettenreiche Wirken von Josef Rottenaicher auf“.

Bewegende Laudatio

In einer bewegenden Laudatio – gehalten von Wolfgang Beier, dem ehemaligen Vorsitzenden des Diözesanrats Passau und Weggefährten, der Josef Rottenaicher seit mehr als 50 Jahren kennt – wurde deutlich, warum Rottenaicher die Eser-Medaille neben all diesen genannten Leistungen und Ehrenämtern so sehr verdient hat. Josef Rottenaicher ist einer, der Ideen hat, der sich traut, Veränderungen anzustoßen, und der nicht aufgibt, auch wenn ihm Gegenwind entgegen bläst. So hat er schon von biologischem Landbau gesprochen und darin die Zukunft gesehen, als man hierzulande dafür noch belächelt wurde. Josef Rottenaicher ist einer, der zupackt, wenn er gebraucht wird, der nicht wartet, bis andere es richten. Viele Male hat er Spendentransporte koordiniert, bei denen hunderte landwirtschaftliche Maschinen in beispielsweise von Hochwassern verwüstete Regionen gebracht wurden. Und, Josef Rottenaicher ist einer, der sein Wissen weitergibt, der seine Erfahrungen teilt und der deswegen ganz bewusst noch heute immer den Kontakt zu den jungen Leuten sucht – „einer, von dem man viel lernen kann“.

Mehr unter www.landeskomitee.de

Foto: Alexandra Hofstätter


Verfasst von:

Gemeinde Creativ

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