Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Juli-August 2022

Kommentar

Gemeinden in der Pandemie

Desinfektionsspender, Abstandsmarker und Gottesdienste ohne Gesang – das alles ist uns aus mehr als zwei Jahren Corona-Pandemie gut in Erinnerung geblieben.

Ein Rückblick

Wenn ich als PGR-Sprecher der Pfarrei St. Josef Rappenbügl (Dekanat Schwandorf; Bistum Regensburg) mit circa 1.500 Gläubigen die vergangenen zwei Jahre Revue passieren lasse, so war ich froh, dass sich gleich zu Beginn des Lockdown täglich vier bis fünf Weltchristen fanden, um in der Kirche gemeinsam den Wortgottesdienst vom Tag zu beten und zu singen. In einer Krisensitzung des Pfarrgemeinderats (PGR) im März 2020 wurden die Corona-Regelungen erläutert.

Schmerzlich waren 2020 Karwoche und Ostern, da ja nur der Priester mit einem Mesner den Gottesdienst feiern durfte. Nachdem in der Pfarrei das digitale Know-how zum Übertragen der Gottesdienste fehlte, wichen viele auf das Fernsehen oder Internetadressen von gestreamten Gottesdiensten aus, deren Adressen und Zeiten ich auf der Pfarreihomepage und per E-Mail in einer Übersicht bekannt gegeben hatte.

Ab Anfang Mai 2020 konnten dann in der ausgedünnten Sitzordnung in der Kirche wieder Gottesdienste gefeiert werden. Ich hatte Angst, dass die nun seit zwei Monaten spirituell darbenden Weltchristen unsere Gottesdienste überrennen. Nein, statt der 320 Plätze hatte die Kirche nun etwa 70 Plätze – und die reichten bei allen Gottesdiensten aus!

In den Lockdown-Zeiten wie im Winter 2020/21 erlebte ich die Teilnahme an den vielfältigen Gottesdienstangeboten in der Pfarreiengemeinschaft als große Bereicherung. Hier hatten unser Pfarrer und der Pfarrvikar behutsam, unter Berücksichtigung der vorgeschriebenen Hygienevorschriften, ein interessantes und abwechslungsreiches Gottesdienstangebot praktiziert. So war der Friedhofsgang an Allerheiligen mit Mundschutz und Abstandsvorgaben gelungen. Auch die Segnung der Ehejubiliare sowie das Taizè-Gebet mit wunderschöner Kerzenillumination konnten stattfinden.

Wie in den Jahren zuvor auch, durfte ich im Dezember als Heiliger Nikolaus in der Kirche 23 Kinder beschenken und kurz darauf stellten sich 18 Kommunionkinder während des Gottesdienstes vor. Auch die Kindergottesdienste liefen kindgerecht weiter. Ich verbreitete dann im Pfarrbrief die Idee, dass diejenigen, die aus Angst vor Ansteckung die Wochenendgottesdienste nicht besuchen wollen, unter der Woche mit weniger Teilnehmern genügend Abstand hätten, was aber nicht zündete. Schöne Erlebnisse waren die von einer Schola gestalteten Gottesdienste und das gemeinsame weihnachtliche Schmücken der Kirche. Etwas enttäuschend verlief der Heilige Abend  im ersten Corona-Jahr: ein umfangreiches Krippenspiel im Freien war organisiert.  Dann aber sagten immer mehr mitwirkende Kinder ab.  Auch die wegen Corona vorgesehenen zwei Christmetten wurden wegen geringer Anmeldezahlen auf eine zusammengekürzt. Insgesamt war das musikalische Erlebnis im Advent und Weihnachten trotz Volksgesangsverbot sehr gut, da die Organisten viele Lieder mit Orgelbegleitung sangen. 

In den zwei Jahren gab es in den PGR-Sitzungen immer eine längere Aussprache über die Corona-Situation, bei der die Erfahrungen der Mitglieder bei den verschiedenen Anlässen weitergegeben wurden. Insgesamt aber hätte unser Bistum digital bessere Kompetenz haben sollen.

Titelbild: imaginer.at / Adobe Stock


Verfasst von:

Heribert Popp

PGR-Sprecher während der Corona-Pandemie