Ausgabe: März-April 2024
Schwerpunkt - Vor OrtPilgern für Pfarreien
Es geht darum, neue Formate wirtschaftlichen Denkens für Pfarreien zu finden, wo Genossenschaften eine wichtige Rolle spielen, um gemeinsame Interessen zusammenzubringen und gemeinsam zu finanzieren. Gerade das Pilgern könnte Raum sein für gemeinsames Handeln und gemeinsames Wirtschaften.
Solche Orte kennen wir alle: die Wieskirche, das Kloster Benediktbeuern, das Kloster Weltenburg usw. Aber kennen Sie die Willibald-Kapelle im Wald zwischen Neuburg an der Donau und Eichstätt? Ein versteckter, fast schon mystischer Ort, ein Ort, der Menschen, die ihn kennen, faszinieren kann. Ein Winterfoto davon war erst in der Lokalpresse in der engeren Auswahl eines Fotowettbewerbs.
Auch die großen Pilgerwege kennen wir alle. Aber haben sie es deswegen schon einmal mit Pilgern in der Region versucht? Was passiert, wenn das nicht nur als Freizeit verstanden wird, sondern als Raum, in dem sich das Laufen und die Orte mit Lebensfragen verknüpfen?
Kirchen als Sinnräume wirtschaftlich entdecken
Das Pilgern erfreut sich einer relativ hohen Beliebtheit. Es tun sich zwischenzeitlich viele Formen eines spirituellen Tourismus auf, die einerseits den Tourismus an manchen Stellen verändern, aber auch für die Kirche einen Transformationsansatz darstellen.
Tourismus und Kirche werden somit zu Partnern. Hier eröffnet sich auch ein Raum für die Pfarreien, für die Kirche vor Ort. Die Pfarreien verfügen hier über vielfältige Schätze, die es gilt, neu zu entdecken. Unsere Kirchen sind nicht nur künstlerisch interessant, natürlich auf unterschiedlichen Niveau – sie bieten auch Räume an, die für die Menschen heute zu Sinndestinationen werden können, wo Menschen wieder zu sich und zu einem großen Ganzen finden können. Die Sinnsuche manifestiert sich an solchen Orten, wenn es uns gelingt, diese in Kontakt zu bringen mit den Biografien der Menschen.
Entdecker ihrer Heimat
Es gibt viele, teilweise versteckte Orte, die uns als Kirche zur Verfügung stehen. Gerade im ländlichen Raum finden sich viele Wegkreuze oder Bildstöcke oder auch kleine, manchmal unbekannte Kapellen, die jede für sich Geschichten aus dem Leben und dem Glauben erzählen. Glaube und Leben wurde hier schon immer eng zusammen gedacht. Das Projekt www.ortskundig.de hat in den Dekanaten Weißenburg-Gunzenhausen, teilweise Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen, Pfaffenhofen an der Ilm angesetzt, viele dieser Orte zu sammeln. Auf diese Weise sollen sie sichtbar und zugänglich gemacht werden für Menschen, die sich aus unterschiedlichen Gründen aufmachen, entweder als Pilger oder einfach nur als Entdecker ihrer Heimat. Es wurde der Ansatz versucht, Menschen anzuleiten, ihr Leben in Kontakt zu bringen, sich auf dem Weg zu einer Sinnsuche zu begeben, sich wie Pilger auf dem Weg zu machen. Daher bleibt es nicht bei der Sammlung von Orten, auch Seelsorge und spirituelle Begleitung wird angeboten.
Aber dabei bleibt das Denken nicht stehen, denn das steht alles noch am Anfang. Die Plattform soll auch von anderen Dekanaten genutzt werden. Und es gilt, entsprechende Leistungen im Pilgerbereich so weiterzuentwickeln, dass viele Menschen gut andocken können. Hier gibt es bereits vielfältige, sehr gute Formate, etwa von den Pilgerstellen.
Es könnte dann auch darum gehen, neue Formate wirtschaftlichen Denkens für Pfarreien zu finden, wo Genossenschaften eine wichtige Rolle spielen könnten, um gemeinsame Interessen zusammenzubringen und gemeinsam zu finanzieren. Konkrete Gedanken versuchen wir gerade voranzutreiben.
Vielleicht haben Sie auch Interesse sowohl bei „ortskundig“ als auch beim Denken über Pilgern und gemeinsames Handeln dabei zu sein? Die Sammlung von unbekannteren Orten mit Geschichten aus dem Leben und dem Glauben finden Sie hier.
Verfasst von:
Thomas Wienhardt
Leiter der Abteilung Personal-, Organisations- und Pastoralentwicklung im Bistum Augsburg